[Review] Architects - The Here and Now

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GotB
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[Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von GotB »

Architects - The Here and Now

VÖ: 21.01.2011
Label: Century Media (http://www.centurymedia.com)

Bild

01. Day in Day out
02. Learn to live
03. Delete, Rewind
04. BTN
05. An open Letter to myself
06. The Blues
07. Red Eyes
08. Stay young forever
09. Heartburn
10. Year in year out/ Up and away

Spieldauer: 39:10 min

Mangelnden Output kann man den Architects nun wirklich nicht vorwerfen – im regelmäßigen Ein-/ Zweijahresrhythmus veröffentlichen die Engländer schließlich ein Album, Ausfälle sucht man darunter vergebens und die beachtliche Live-Präsenz tat ihr Übriges, um die fünf Brightoner um Fronter Sam Carter zu einer heiß gehandelten Nummer im gut gefüllten Becken des Metal-/ Modern Hardcore wachsen zu lassen. Doch damit wuchs auch der Druck, das hohe Niveau auf der neuesten Veröffentlichung „The Here and Now“ halten zu können. Das wird sich rausstellen und die neue Scheibe wandert ohne vorheriges Anchecken der Songs via Myspace direkt in meine Playlist.

Ziemlich groovig starten die Architects mit dem Opener „Day in Day out“ und gleich fällt mir deutlich die Wandlung im Sound auf – weitaus luftiger als die 2009er „Hollow Crown“ wirkt die ganze Sache und nicht ganz so komprimiert, gerade was die Gitarren angeht. Das nimmt zwar gleichzeitig ein paar Schippen Kohle aus dem Feuer, hebt die Aufnahme aber angenehm von vergleichbarer Konkurrenz ab und tönt recht eigenständig. Dass das Soundgewand aber nicht das Einzige ist, an dem bei den Briten gewerkelt wurde, zeigt sich recht schnell, denn auch der folgende Song kommt ausgesprochen zahm rüber. Melodische Riffs wälzen sich aus den Boxen, gepaart mit viel (viel!) Clean-Gesang. Zwar wird auch noch geschrien, das aber mittlerweile deutlich Sludge-mäßiger, als das Deathcore-Gekeife der Vorgänger. Okay, da war es für mich an der Zeit, noch mal die letzte Platte herauszukramen und den direkten Vergleich anzustellen – Fazit: Hier wurde einfach mal innerhalb eines Jahres 95% des Stils völlig umgebaut, alle Deathcore-Anleihen über Bord geworfen, die Härte auf die Hälfte heruntergefahren (was sich auch enorm auf die technische Versiertheit des Gehörten auswirkt) und viel mehr auf große Melodien und „emotionale“ Momente gesetzt… Oh oh oh, ob das mal gut geht?
Losgelöst betrachtet muss man allerdings sagen, das Architects über weite Strecken wirklich zu überzeugen wissen. „Delete, Rewind“ macht durch den hohen Härtegrad und coolem Moshpart gegen Ende wirklich Spaß und auch wenn hier genretechnisch alles andere als Neues geboten wird, so werden die Trademarks doch gekonnt kombiniert. Highlight des Albums ist für mich „Red Eyes“, das progressiver ausgefallen ist und durch häufige Stimmungswechsel einen guten Spannungsbogen erzeugen kann, gleichzeitig aber auch fast vollständig auf Shouting verzichtet.
Ist das vielleicht der Weg, den die Architects im Jahr 2011 beschlossen haben einzuschlagen? Melodischer Post-Hardcore mit ganz viel Herz? Gegen musikalischen Wandel ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden, sollte der aber so ausfallen, wie bei den beiden Balladen auf „The Here and Now“, dann habe ich da aber doch meine Bedenken. Die sind nämlich unfassbar kitschig geraten. „Heartburn“ erinnert zwar noch bedingt an den Titeltrack der letzten Veröffentlichung, ohne jedoch dessen kompositorische Vielfalt zu bewahren, geschweige denn, auch nur annähernd solche Emotionen transportieren zu können.

Das sind also Architects im Hier und Jetzt: die fünf Jungs haben zumindest bei mir für einige Überraschung gesorgt. Schließlich ist das Album so ganz anders geraten, als das, was ich von ihm erwartet hätte. Sehr soft, stellenweise ziemlich bombastisch – Ohrwurmcharakter: ja, allerdings über weite Strecken auch viel zu vorhersehbar konstruiert und kompositorisch seicht. Schade ist es auch um die technischen Spielereien, gerade seitens der Sechssaiter-Fraktion – die entfallen nämlich ebenso. Easy-Listening also fast, möchte man meinen. Anhänger von Bands wie Enter Shikari oder We Came As Romans sollten mal reinhören und auch sonst wird „The Here And Now“ sicherlich vielen gefallen. Es bleibt allerdings der bittere Nachgeschmack, das die Briten hiermit einen großen Teil ihrer bisherigen Fanbase verschrecken könnten, denen das ganze sicherlich eine ganze Nummer zu weich sein dürfte. Ein Zugeständnis an den (härteren) Mainstream ist „The Here And Now“ nämlich definitiv.

Punkte: 6/10

Disko:
2010 – The Here and Now
2009 – Hollow Crown
2007 – Ruin
2006 – Nightmares

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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von STEVE »

wo hatten die mal deathcore-anleihen?

die bisher gehörten songs sind gut...schade finde ich allerdings, das der sänger völlig anders klingt...
BenJai
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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von BenJai »

vorallem das vertrackte, leicht überstrapazierte was sie vorallem noch bei saltwater machines hatten und in guten ansätzen versucht haben bei hollow crown weiter zu führen, ist hier wohl gänzlichst verloren gegangen. die entwicklung zu mehr Hymne und Melodie hat sich zwar schon in Teilen durch einzelne Songs von hollow crown angedeutet, ist dann aber doch verhältnismäßig groß ausgefallen. man will ihnen nichts unterstellen, da ich die Jungs durchaus auch vom Auftreten her auf menschlicher Seite schätze. Diesen Beigeschmack der Anbiederung kann man aber nicht ganz leugnen...
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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von Shark Men Records »

da wirfst du was durcheinander.. ghost of the saltwater machines ist von architect ohne s
BenJai
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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von BenJai »

Shark Men Records hat geschrieben:da wirfst du was durcheinander.. ghost of the saltwater machines ist von architect ohne s
hast du natürlich recht, danke für den hinweis. die albumnamen verschieben sich immer in meinem kopf... :?

ruin meint ich natürlich.
omerta
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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von omerta »

wenn sich eine band so extrem in richtung mainstream wandelt, wirft das natürlich einen schatten auf glaubwürdigkeit und integrität. finde das alles ein bisschen sehr gewollt und am ende sticht es aus der gesichtslosen masse gleichklingender bands auch kein stück mehr heraus. aber die ambition sich abzuheben hört man jetzt auch nicht grad aus diesem zeug raus.
heffi
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Re: [Review] Architects - The Here and Now

Beitrag von heffi »

Ich finds ganz gut, auch wenn ich etwas die "Härte" aus den älteren Sachen vermisse. Für mich ne 7/10.
Ob das Album ein Zugeständnis an den Mainstream ist oder man sich aufgrund der unbestreitbar guten gesanglichen Leistungen von Sam Carter für mehr Melodie und scheinbar mehr Pop entschieden hat, bleibt sicher das Geheimnis der Band. Womöglich hat Beides mit reingespielt...
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