[Review] At Daggers Drawn - New Bruises

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Kingpin
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[Review] At Daggers Drawn - New Bruises

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At Daggers Drawn - New Bruises

Label: Shark Men Records - http://www.sharkmenrecords.com
VÖ: 16.07.2011

Bild

Tracklist:
01. I Believe In Disbelief
02. Where Am I
03. New Bruises
04. Crushed & Trampled
05. Old Motions

Laufzeit: 22:04 min

Nach „Serving Sorrow“, dem wirklich großartigen Debüt von 2010, schmeißen At Daggers Drawn nun mit „New Bruses“ wieder neuen Output auf den Markt. Die fünf Berliner, die seit 2008 zusammen wirken, konnten sich in den letzten Jahren schon eine mehr als ordentliche Reputation erarbeiten und generieren so schon von ganz allein eine immens hohe Erwartungshaltung, geht es um ihre neue 10“, die nun, nach den vielen Touren, die die Band durch ganz Europa und Russland geführt haben, erschienen ist. Schon vorab gab es einen Online-Stream, der stark andeutete, was hier auf einen zukommt – vor dem fertigen Endergebnis kann man dann wieder einmal nur den imaginären Hut ziehen.

Ganz klassisch startet „New Bruses“ dann auch und malträtiert den Hörer mit donnernden Drums und zwei nur so heraus gekotzten Fragen, die einem gleich das Blut in den Adern gefrieren lassen und somit perfekt auf die nun folgende atmosphärische Tiefe einstimmen: „Can you say, can you believe that you tried everything? And can I say, can I believe that I tried everything?” Ein “Wow” sagt manchmal nur sehr wenig aus. Post Hardcore-eske Melodien veredeln die weiteren Sekunden und lassen, übergehend in sowohl rockig anmutende Riffwände als auch fies rollende Bassläufe, „I Believe In Disbelief“ in einen großartigen Opener münden, der enorm wahrhaftig von der missglückten Liebe erzählt.

Weiter geht es mit einem Mix, der sich irgendwo zwischen melodischem Post Rock, mesmerisierender Gitarrenarbeit und ungemein angepisstem Hardcore ansiedelt, und dabei kleine Post Core-Opern inszeniert, die mit jedem einzelnen Wort tiefer in die vor Verzweiflung nur so strotzende Welt der fünf Berliner ziehen, die aber mehr beinhaltet als pure Resignation. Vor allem der eine Extraportion Drive besitzende Titeltrack schafft es trotz seiner knapp fünf Minuten Spiellänge die Hörerschaft an die Boxen zu saugen und sie mit einem Gefühl zurückzulassen, dass selbst in der tiefsten Melancholie, die sich über ein Individuum erstrecken kann, ein kleiner Hoffnungsfunke steckt. Zum Teil integriert At Daggers Drawn Aufbruchsstimmung erzeugende sowie hymnenartige Riffs, sodass Wut und Verzweiflung, aber auch der Mut für neue Wege zum Teil ganz nah beieinander liegen. Fast schon pädagogisch, und gepaart mit weiteren schicken Soli, einer kraftvoll-emotionalen Stimmlage des Frontmanns und einem immens stark ausgeprägtem Gespür für wunderschöne und in angenehmer Rotation wiederkehrende Motive, inszeniert die Band hier Musik mit Mehrwert, ohne jedoch auch nur annähernd agitatorische Wortsalven zu nutzen. „New Bruses“ funktioniert über die emotionale Ebene, und die Berliner wissen wirklich sehr genau, wie dies funktioniert.

Einen kleinen Dämpfer stellt nur der Track „Crushed & Trampled“ dar, der zwar wiederum musikalisch großartig ausgestaltet ist und mit seiner nachdenklichen Stille zu überzeugen weiß, durch die Spoken Words, die etwas zu selten vom Frontmann unterstützt werden, aber einiges an Kraft einbüßt und ein wenig verhallt. Hier wäre ein gänzlich ruhiger Song ohne zusätzliche Elemente die bessere Variante gewesen, vor allem da dies aufgrund der wenig ausgeprägten Aggressionen ein weitaus anspruchsvolleres Terrain darstellen würde. Vielleicht ja auf der nächsten Platte, und erst einmal gibt es mit „Old Motions“ noch ein grandioses Finale, welches wie alle anderen Songs mit authentisch-schwermütigen Lyrics versehen ist und einfach ganz großes Kino ist. Man hat sich nur ein Jahr nach dem Debüt ganz klar weiter entwickelt: egal ob an den Instrumenten, bezüglich der Lyrics oder aber dem Songwritng, die Band hat jetzt schon ein Skill-Level erreicht, welches sich ganz weit oben ansiedeln lässt.

Und so ist „New Bruses“ schon beinahe alleiniger Referenzwert, könnte beinahe das Opus magnum der Band sein, wäre die Band nicht noch so ungemein jung und damit ihr Werk so absolut vielversprechend für die Zukunft. Die EP geht einen ganz eigenen Weg und verzückt dabei so immens, dass es nur schwer ist, keine volle Punktzahl zu geben. Nicht weniger als 22 Minuten großartige Musik.

Punkte: 09/10

Discographie:
2011 - New Bruises EP
2010 - Serving Sorrow LP
2009 - Strangling Embrace Demo

Links:
http://www.facebook.com/atdaggersdrawn
http://www.myspace.com/atdaggersdrawnhc
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