[Review] Cult of Luna - Vertikal

Musik Reviews und Filmberichte
Antworten
xDAVIDx
PA Redakteur
PA Redakteur
Beiträge: 899
Registriert: 06.06.2005, 13:51
Wohnort: BERLIN - N44

[Review] Cult of Luna - Vertikal

Beitrag von xDAVIDx »

Cult of Luna - Vertikal

Label: Indie Recordings / Edel
VÖ: 25.01.2013

Bild

Tracklist:
01. The One
02. I: The Weapon
03. Vicarious Redemption
04. The Sweep
05. Synchronicity
06. Mute Departure
07. Disharmonia
08. In Awe of
09. Passing through

Spieldauer: 68:05 Minuten

Mehr als die Summe seiner einzelnen Teile zu sein, war stets ein markantes Merkmal der Musik von Cult of Luna. Die Syntax war stets ebenso wichtig, wenn nicht gar wichtiger als die Songs allein, sodass sich die Alben immer mehr als harmonisches Gesamtwerk denn als Songsammlung darstellten. Und diesmal? Alles anders auf Album Nummer 6? Nicht wirklich. Denn das deutlich als Konzeptalbum angelegte "Vertikal", dass sich ganz explizit auf Fritz Langs Schwarz-Weiß-Dystopie "Metropolis" bezieht, besitzt wieder einmal einen großen, vor allem stimmungstechnischen Überbau, der über die gesamte Spieldauer gekonnt und gewollt Gänsehaut erzeugt, doch funktionieren diesmal die Übergänge zwischen den Interludes und den mächtigen Songs nicht ganz so überzeugend, wie man das von den Schweden kennt. But first things first...

Denn erstmal gilt es sich auch mit der optischen Gesamterscheinung, stets ein wichtiger Bestandteil des Selbstverständnisses der Band, auseinanderzusetzen. Passend zur Thematik bestimmen hier hochgewachsene Formen in kühlem Schwarz-Weiß und Grau das Bild. Alles möglichst schlicht und somit weit weg vom detailverliebten Artwork des letzten Albums, der "Eternal Kingdom". Nichts desto weniger passend.

Am besten nimmt man sich nichts vor, schaltet das Licht aus, platziert die Kopfhörer auf dem Kopf und widmet sich voll und ganz der Musik. Denn wie alle Alben der Mannen aus Umea, will auch "Vertikal" ganz genau studiert werden und zeigt dem die kalte Schulter, der nur halbherzig reinhört. Doch auch dem hingebungsvollstem Rezensenten macht es das Werk nicht leicht. Denn wie nie zuvor werden hier unnötige Wiederholungen und gleichsam das zermürbende Vor-sich-Hinriffen vermieden und stattdessen Riff an Riff gesetzt, um eine Geschichte zu erzählen und den Hörer in eine Stimmung hineinzuzwingen. Als Paradebeispiel erhebt sich hier das knapp 20-minütige "Vicarious Redemption", das anfangs so undurchsichtig, unverständlich und übermächtig erscheint und im Grunde alle Trademarks der Band in sich vereint. Auch als geübter Hörer fühlt man sich da durchaus mal verloren und sprachlos. Wenn einen das fast an Dubstep erinnernde
Elektro-Intermezzo vollkommen unerwartet trifft und man, noch völlig benommen, direkt darauf von der quietschenden Gitarren-Katharsis mehr malträtiert denn erlöst wird, könnte man sich fast frustriert ausklinken und es gut sein lassen wollen. Oder es packt einen aber der Ehrgeiz und man beisst sich durch. Und das wird hier natürlich belohnt. Denn trotz der klanglichen Kälte, die in allen Songs vorherrscht und dafür sorgt, dass man sich innerhalb der 9 Songs nie ganz zuhause fühlt, ist die Sogwirkung enorm. Besonders die intrumentalen Interludes (The One, The Sweep und Disharmonia) zwischen den gewohnt brachialen Songs sind in ihrer Ruhe wahre Stimmungsbollwerke, die dem großen thematischen Überbau in jeder Hinsicht gerecht werden. Einzig die etwas abrupten Übergänge stören da den harmonischen Fluss. Vielleicht war das so gewollt, vielleicht nicht. Mutmaßungen.

Ungewöhnlich für Cult of Luna ist hingegen das sehr leise ausgefallene Endstück "Passing through", das uns mit unaufgeregter Gitarrenarbeit und klarem Gesang auf eine letzte triste Etappe schickt, ehe wir Metropolis endgültig verlassen. Kein größenwahnsinniges Monument wie "Following Betulas" auf dem Vorgängeralbum. Kein "Further" (auf der The Beyond), das den Zirkelschluss mit der Eröffnung sucht. Nein, leise, fast verbittert zurückblickend schwebt man über die dunklen Häuserschluchten hinweg und hat so gleichzeitig die Möglichkeit, das Gehörte von zuvor nochmal Revue passieren zu lassen, sacken zu lassen und in den Gesamtkontext einzubinden. Bevor man erneut die Playtaste drückt und sich nochmals in die Kälte hinaus begibt.

Punkte: 10/10

Diskographie:
2013 - Vertikal
2008 - Eternal Kingdom
2006 - Somewhere along the Highway
2004 - Salvation
2003 - The Beyond
2002 - Selftitled EP
2001 - Selftitled
2000 - Split w/ Switchblade (7")

http://www.facebook.com/cultoflunamusic
Antworten