[Review] Light Bearer - Silver Tongue

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mcflemmig
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[Review] Light Bearer - Silver Tongue

Beitrag von mcflemmig »

LIGHT BEARER - Silver Tongue LP

VÖ: 26.04.2013
Label: Alerta Antifascista / Moment Of Collapse Records

Bild

Tracklist:
01. Beautiful Is This Burden
02. Amalgam
03. Matriarch
04. Clarus
05. Aggressor & Usurper
06. Silver Tongue

Spieldauer: 79:38 min

Nimmt man die ersten sanftmütigen Klänge des gut 18minütigen Openers "Beautiful Is This Burden" wahr, wird den geschulten LIGHTBEARERn schnell klar, dass einen hier die letzten Melodein aus dem Vorgänger "Lapsus" begrüßen. Nicht nur ein musikalisches Stilmittel, nein mit Nichten, sogar weit gefehlt, denn hier wird eine epische Geschichte erzählt, die in dieser Art und Komplexität wirklich seines Gleichen sucht. Auf ganze 4 Alben erstreckt sich das Gesamtkonzept der Herren aus Großbritannien, welche von ihnen selbst mit "Aesahaettr Tetralogy" umschrieben wird. Das Gros der gesamten Geschichte soll und kann hier bei Weiten noch nicht erörtert werden, zu aufwendig, zu ambitioniert scheint die Intention des Künstlers an den Vocalen Alex CF (ebenso Artwork). Was jedoch zu dem hier vorliegenden 2. Akt "Silver Tongue" gesagt werden kann, ist dass wir uns inmitten einer allmenschlichen, höchst metaphorischen Aufklärungsgeschichte befinden, hier speziell den Aufstieg dessen thematisierend, was auch gut und gerne als "Luzifer" umschrieben werden darf und den damit einhergehenden Niedergang des Menschen, oder dem was er sein sollte. Vereinfacht gesprochen handelt es sich um eine weitere Abhandlung über die ewige Dualität von Gut und Böse, aber dies wäre eben wirklich nur eine stark vereinfachte Beschreibung, denn allein die Anleihen aus dem Buch Genesis, den Götterschichten Dantes, John Miltons "Paradise Lost", Philip Pullman's "His Dark Materials" und viele viele mehr sollten wirklich jeden erkennen lassen, dass es mit "einfach" hier einfach nicht getan ist.

Um die Atmosphäre des musikalischen Überbaus so authentisch wie möglich zu vertonen, bedienen sich die Post- Progmetaler nicht nur einer Vielzahl doomig – sludiger Elemente im Wechsel zu schier endlosen, ruhigen, in Melancholie gehüllter Passagen, sonder auch einer Reihe verschiedener Instrumente und Instrumentengruppen, welche konsequent auch von einer ganzen Reihe Gastmusiker bespielt werden. Düstere Emotionen, ein Hauch von Untergangstimmung, Verzweiflung, brachiale Wut, Hoffnung, Trauer und eine unbestimmte aber stete innere Zerrissenheit beschreiben nicht nur die Geschichte "Silver Tongue's, auch die Musik, welche um den Text (und nicht andersherum) komponiert wurde, versteht es unfassbar perfekt diese Emotion in Klänge zu transferieren. Bei all dem Anspruch und Input fehlt es dem Langspieler aber nicht im Geringsten an Härte und Aggressivität. Im Gegenteil, wenn es dann mal kracht wie beispielsweise im urgewaltigen Finale von "Aggressor & Usurper" hat man nicht selten den Drang sich seines überdrüssigen Menschlichen Makels zu entledigen und alles kurz und klein zu hauen was uns unserer selbst entfremdet und entschmenschlicht. Ja, wie man vielleicht bemerkt bewirkt die Musik wirklich einen gewissen (Um-)Denkprozess in seinen Rezipienten, auch deshalb sollte man sich mehr als nur ein wenig Zeit nehmen diesen Langspieler zu verinnerlichen, kurzfristige Unterhaltung ist anders.

Um auch inhaltlich in der richtigen Reihenfolge zu bleiben hier abschließend noch einen kurzen LIGHTBEARER Führer: man nehme und internalisiere zuerst "Beyond The Infinite: The Assembly Of God", gehe direkt über zu "Lapsus", nimmt als kurzes Intermezzo das Stück "Celestium Apocrypha: Book Of Watchers" (Split mit NORTHLESS) in sich auf und führt dies nun mit "Silver Tongue" fort. Die zwei noch folgenden Akte "Magisterium" und "Lattermost Sword" müssten in letzter Konsequenz dann auch das Ende LIGHTBEARERs bedeuten, was bei aller künstlerischer Größe und Ambition der Band sicherlich auch passieren wird... aber bis dahin ist es glücklicherweise noch ein weiter, ereignisreicher Weg, denn die Erkenntnis menschlichen Makel ist in zwei Akten wohl nur schwer zu erreichen.

Bis dahin resümieren wir: ein Meisterwerk musikalischen Schaffens, kreiert von DIY verwurzelten Künstlern, die hier ihrer Passion und Verbundenheit zu einer Welt voller Angst und Zweifel in seltener Perfektion Ausdruck verleihen.

+ inhaltlich wie musikalisch: ein fast schon episches Meisterwerk !!!
- beanspruchend, äußerst zeitaufwendig

Punkte: 10/10

Disco:
2011 - Lapsus
2011 - Beyond the Infinite: the Assembly of God (EP)
2012 - Northless and Light Bearer (Split)
2013 - Silver Tongue

http://lightbearerband.wordpress.com
http://www.facebook.com/pages/Light-Bea ... 0949664188
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