[Review] Hell & Back - Heartattack

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Kingpin
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[Review] Hell & Back - Heartattack

Beitrag von Kingpin »

Hell & Back - Heartattack

VÖ: 03.03.2014
Label: Fond Of Life - http://fondoflife.bandcamp.com/

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Tracklist
01. Dormer
02. The Pre-Assembled Life
03. Leave Behind
04. Late Bloom
05. Golden Key Asylum
06. Negative Adjectives
07. Everlasting
08. Couch Sematary
09. Above All
10. Furioso
11. Reverse Psychology

Laufzeit: 30:08 min.

Nach zwei großartigen EPs aus den Jahren 2011 und 2012 ist es nun endlich soweit. Deutschlands wohl beste Melodic Punk Rock-Truppe hat ihren Debüt-Langspieler am Start. Die Rede ist von Hell & Back, die dieser Tage über Fond Of Life Records ihr elf Stück starkes Werk "Heartattack" auf den Markt bringen und damit genau das beweisen, was "Everything You Say Is Just How Bad Things Are" und "Don´t Tell Me What I Can´t Do" bereits angekündigt haben: Der Cali Punk ist zurück und Erfahrung kann eben doch siegen. Ersteres bezieht sich auf die Referenzen zum Skate Punk der 90er, letzteres auf die vielen Jahre, die die Bandmitglieder bereits in verschiedensten Kapellen (z.B. Comecloser, Morethanever, Deliver) verbracht haben, wobei der Fokus wie zu lesen eher auf roughem Hardcore lag. Die Jungs hatten sich bei Bandgründung entschieden, eben genau Punk Rock á la Hot Water Music, Lagwagon oder Lifetime zu machen, und dies haben sie nun in den letzten Jahren perfektioniert.

"Dormer" ist der Opener der Scheibe und verzückt ab der ersten Sekunde mit ausgereiften Melodien, rumpelnden Bassläufen, drückenden Gitarren und der charmanten Eingängigkeit, die sich Hell & Back über die Jahre erarbeitet haben. Locker easy werden die erste Töne herausposaunt, es gibt schicke Übergänge und zu Beginn erst einmal gemächliche Beats, um welche jedoch fulminant Gitarren, Bass und Gesang gebaut werden. "The Pre-Assembled Life" ist dann rotziger Skate Punk, man wird erinnert an Lagwagon, No Use For A Name, aber auch Good Riddance und Dillinger Four, ehe hinten raus ein großartiges Finale erzeugt wird, welches sich wunderbar in die Hirnrinden frisst. Weiter gehts mit viel Schwung, hohem Tempo und betörenden Melodien, als Fundament dient eine gewisse Leichtigkeit, ja beinahe Unbeschwertwertheit, die aber nie ins Belanglose driftet. Egal ob Frontmann Vuki mit seinem charakteristischen Gesang oder die sich komplex entwickelnden Melodien, egal ob die mitreißenden Hooks, die sich immens schnell festsetzen, oder das großartige Songwriting, welches die elf Tracks zu wirklich anspruchsvollen, aber dennoch so fluffig lockeren Punk Rock-Perlen macht: Hell & Back wissen genau was sie tun und stehen einfach drüber. Lass es die Erfahrung sein oder auch die Entfernung zum jugendlichen Leichtsinn, für mich ist es die pure Liebe zu gutem Punk Rock. "Leave Behind" etwa mit seinen beschwingten Passagen und dem Wunsch, alt geboren zu werden und dann jünger zu werden, oder der über alles erhabene Rausschmeißer "Reverse Psychology", der mit seinen melancholisch-nachdenklich Zeilen und Melodien an aktuelle Title Fight denken lässt und in knapp vier Minuten all die betörende Schönheit eines guten Punk Rock-Tracks beinhaltet, die man sich wünschen kann, inkl. Mitsing-Hook, treibendem Schlagzeug und starken Lyrics. Die Band nimmt sich dabei nie zu wichtig und schafft es, jene Attitüde, sich an der richtigen Stelle zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit einzufinden, wunderbar in die Musik zu verfrachten.

Was soll man schlussendlich noch sagen? "Heartattack" ist groß. Es vereint die 90er mit all seinen Punk Rock-Helden aus den USA und Nordeuropa mit einem gereiften Verständnis für starke Songs, einer Unmenge an Energie sowie dem gesunden Abstand zu Szene, Trends und blinder Wut. Hell & Back gehören zur Speerspitze, geht es um durchdachten melodischen Punk Rock, und klar, sie beziehen sich viel auf eben jene Zeit, als Skate Punk sein Peak hatte, aber sie klingen nie altbacken und man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass man hier einer Retortenband lauscht. Viel zu stark sind die Songs arrangiert und viel zu viel Gedanken stecken in jedem einzelnen Ton - so stark/anspruchsvoll/abwechslungsreich waren die Bands früher größtenteils überhaupt nicht! Den Stuttgartern ist mit "Heartattack" somit ein Klassiker gelungen, getragen von einer Strahlkraft, die keine andere Band aktuell besitzt. Und das Beste ist: Die Platte wird mit jedem Hören betörender.

+ Großartigster Melodic Punk
+ Smart, eingängig, mannigfaltig, kantig
+ Hinreißende elf Tracks, jeder Song ein Hit

Punkte: 10/10

Discographie
2014 - Heartattack LP
2012 - Everything You Say Is Just How Bad Things Are 7"
2011 - Don´t Tell Me What I Can´t Do EP

https://fondoflife.bandcamp.com/album/heartattack/
https://www.facebook.com/hellandbackpunkrock
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