Die Fakten stimmen.
Der Magnet hat lediglich den Namen des Ablaze-Magazins von der Homepage genommen.
Die Zeitschrift selbst wirbt weiter für dieses Konzert!
Keine Nazis im Magnet-Club
Am 25.5.2008 findet im Berliner Magnet Club ein Konzert mit drei Doom Metal Bands statt. Doom Metal, das ist eine faszinierende, düstere und äußerst langsam inszenierte Spielart des Heavy Metal. Besonders auf den Headliner, die britischen Gruppe Esoteric, freute ich mich schon sehr. Was meine Vorfreude allerdings im Keim erstickt, ist der Co-Veranstalter, ein Musikmagazin namens "ABLAZE"…
Von Ronja Fuhrmann
Anfang der 90er Jahre entstand im Heavy Metal / Black Metal eine zunehmend elitäre, nordisch-nationale Bewegung, die zu Beginn jedoch eher durch pubertäres Aufbegehren als ernsthafte politische Absichten begründet war. Das änderte sich wenige Jahre später mit dem norwegischen Bandprojekt "Burzum", deren einzig konstanter Musiker Kristian "Varg" Vikernes wegen Mord und Kirchenbrandstiftung 1994 zu 21 Jahren Haft verurteilt wurde. Vorher halbwegs unpolitisch, entwickelte sich Vikernes im Gefängnis zu einer der heute führenden Persönlichkeiten des NSBM (National Socialist Black Metal).
Und er fand weltweit unzählige Nachahmer. Die unrühmlichsten waren ´"Absurd" aus Thüringen, bekannt geworden durch den sogenannten "Satansmord von Sondershausen", der zwar nichts mit Satanismus zu tun hatte, dafür jedoch mit krankhaft übersteigertem Elitedenken. Der 15-jährige Mitschüler Sandro Beyer wurde stundenlang gequält und schließlich mit einem Stromkabel erwürgt. Die Bandmitglieder von "Absurd", Sebastian Schauseil, Hendrik Möbus und Andreas Kirchner, wurden zwei Wochen später inhaftiert, erhielten Jugendstrafen und wurden nach etwa 5 Jahren wieder entlassen.
Im Gefängnis nahmen sie unter dem Decknamen "In Ketten" ihre erste CD mit nazikompatiblem, primitiven Rechtsrock auf. Das Cover des vorher erschienen Demotapes "Thuringian Pagan Madness" enthielt unverschämterweise ein Foto der Grabstelle des Mordopfers, bösartiger geht es kaum noch. Speziell Bandleader Hendrik Möbus entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der wichtigsten Protagonisten der rechtsextremen Musikszene weltweit.
Nur Monate nach seiner Haftentlassung ließ sich Möbus während eines Konzertes seiner Band Absurd auf der Bühne im SS-artigen Ledermantel und mit erhobenem rechten Arm minutenlang von den 500 anwesenden Leuten abfeiern, Fackelträger säumten den Auftritt. Logischerweise erging Haftbefehl, Möbus flüchtete in die USA und baute dort zusammen mit führenden Neonazis ein weltweit funktionierendes Vertriebsnetz für rechtsextreme Musik auf, bis er schließlich verhaftet werden konnte und für mehrere Jahre wegen Volksverhetzung einsitzen musste. 2007 wurde Möbus entlassen.
In den 90ern gab es ein unpolitisches deutsches, doch weltweit bekanntes Black Metal Heft namens ABLAZE, mit Interviews, Konzertberichten und Plattenreviews relevanter Bands. Das ging 2003 finanziell ein, und der gute Name war verwaist. Nazi-Ikone Hendrik Möbus und andere Mittäter griffen sich im Herbst 2007 unter dreister Missachtung aller Urheberrechte den Namen auf und veröffentlichten ihr eigenes Heft unter selbigem, diesmal ideell getragen von teils rechtsextremem Gedankengut, Nationalismus und anti-linker Hetze.
Doch schnell schalteten sie um, äußerten sich zunehmend plakativ liberal. Natürlich immer mit rechtem Background, doch hatten sie begriffen, dass sich neues Volk nicht im großen Stil durch arge Hetze gewinnen lässt, sondern durch freundliche Unterminierung. Alle sind nett und wollen nur gute Musik, na ja, hier ein bisschen was gegen Juden oder Ausländer, dort eine Kleinigkeit für ein "freies Deutschland", so schlucken das viel mehr Leute.
Und diese Bande um Hendrik Möbus und Ablaze veranstaltet am kommenden Sonntag, den 25.5., ein Konzert im Berliner Magnet Club. Den Club hielt ich bisher immer für eher links, die Bands auch. Nachdem alle Beteiligten jedoch von verschiedener Seite wiederholt auf den Missstand hingewiesen wurden, ohne auch nur ansatzweise etwas daran zu ändern, muss dieses Bild hier augenscheinlich gründlich revidiert werden.
Ich möchte betonen, dass es überhaupt nicht darum geht, irgendjemandem den schönen Abend zu verderben, auch soll weder Heavy, Doom noch Black Metal verdammt werden. Metal sollte ursprünglich individualistischen Idealen frönen, weit entfernt vom braunen Herdenwahn.
Es gilt einfach, das weitere Eindringen von Faschisten in eine unpolitische Musikszene zu verhindern.