1. OKTOBER ANTI-NAZIDEMO IN LE

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bollerwagen
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1. OKTOBER ANTI-NAZIDEMO IN LE

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3. Oktober – Tag der Einheit. Einheit mit Nazis.
3. Oktober 2005 – Deutschland bejubelt seine Wiedervereinigung. Am gleichen Tag werden Nazis in Leipzig auflaufen und wieder in Richtung Connewitz drängen. Während in den vorderen Reihen zahlreiche Antifas versuchen werden, die Route zu blockieren, werden große Teile der Zivilgesellschaft auf den hinten liegenden Plätzen im sicheren Abstand ihre Antinazi-Haltung demonstrieren.

15 Jahre deutsche Einheit geben Anlass, das Aktionsfeld des Antifaschismus, das in der Linken den kleinsten gemeinsamen Nenner bildet, zu rekapitulieren. Nüchtern muss festgestellt werden, dass weder die Linke noch die Zivilgesellschaft etwas an der Stärke der Nazis hat ausrichten können. Vielmehr verfestigte und konsolidierte sich die Naziszene trotz einiger Höhen und Tiefen seit 1989. Darüber hinaus durchliefen Nazi-Positionen weitestgehend einen Prozess der Integration und gehören nun zum Spektrum des als gesellschaftlich ‚normal’ Wahrgenommenen.

Entgegen dieser Bilanz klammert sich die Linke, nach einem Rückgang in Folge des staatlich verordneten Antifaschismus nach 2000, erneut mit Vehemenz an eine Antifaarbeit, die es allein auf Nazis abgesehen hat. Mit kleinen Unterschieden: Mittlerweile hat man sich an den Anblick der Zivilgesellschaft gewöhnt, die teilweise ihre eigenen Antinazi-Mobilisierungen durchführt und somit den Nazis und den dazugehörigen Gegenaktivitäten mediale Präsenz verschafft. Auch ist man nicht mehr erstaunt, hin und wieder »Autonome verhindern Naziaufmarsch« zu lesen, wo früher lediglich das Aufeinandertreffen radikaler Schlägerbanden suggeriert wurde. Ausgelöst wurde dieses Revival, an dem auch wir beteiligt sind, durch das offensichtliche Erstarken der Naziszene, die nicht nur über gut ausgebaute Strukturen verfügt und ganze Landstriche dominiert, sondern auch 2004 mit beträchtlichen Stimmenzahlen in das brandenburgische und sächsische Länderparlament einzog. Zusätzlich wurde deutlich, dass weder die Zivilgesellschaft noch die staatlichen Initiativen, die nun fast seit fünf Jahren agieren, nennenswerte Veränderungen erreichen konnten.

Besonders in Leipzig erfreut man sich bei den jeweiligen Naziaufmärschen seit 2004 wieder einer großen Protestkultur – hier ist es relativ einfach, den Nazis zu zeigen, wo ihre Grenzen liegen.
Ohne den punktuellen Erfolg und Notwendigkeit solcher Aktionen in Abrede stellen wollen, brauchen wir jedoch eine inhaltliche Auseinandersetzung über Hintergründe der nationalistischen und nationalsozialistischen Denkweise, deren Verankerung in der Bevölkerung sowie über die Bedingungen linken Handelns. Linke Aktionen können nur im Zusammenhang mit den aus dieser Analyse folgenden Erkenntnissen glaubhaft den Anspruch der Wirkungsmächtigkeit verfolgen.

So wollen wir mit dieser Demo am 3.Oktober auf die Relevanz der gesellschaftlichen Hintergründe verweisen und damit eine Diskussion um die Inhalte sowie um eine reflektierte Praxis anstoßen. Unsere Analyse versucht zu darzulegen, worauf die inhaltliche Zustimmung der Bevölkerung zur Nazibewegung beruht und intendiert ebenfalls ihr Wachstum -trotz einiger Schwankungen- auf lange Sicht zu erklären.
Es gilt aber auch, zu sehen, wo die Grenzen der Nazisympathien liegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Und auch wenn die NPD in der Bundestagswahl voraussichtlich nicht über 5 Prozent Stimmenanteil kommen wird, bleibt zu deuten, wo denn all die Nazi-Wähler hin sind und warum sich ein gewisser Teil von ihnen für den Einzug der Linkspartei aussprechen wird.



weiter bei: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/bg ... 011005.htm
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