Filmberichte

72 STUNDEN - THE NEXT THREE DAYS

Eintragen am: 19.08.2011 | Genre: Thriller | Land: USA | Jahr: 2010 | Spielzeit: 133 min | FSK: 16 Jahre

Aus heiterem Himmel gerät Laura Brennan unter Mordverdacht und wird von der Polizei verhaftet: Sie soll ihren Chef getötet haben. Lediglich Lauras Mann John glaubt, dass seine Frau auf keinen Fall eine Mörderin ist. Als Laura unschuldig zu 20 Jahren verurteilt wird, bereitet John ihre Befreiung aus dem Gefängnis und gemeinsame Flucht ins Ausland vor - gemeinsam mit dem selbst einst aus dem Knast geflohenen Damon. Dabei darf nicht einmal Laura von der Aktion wissen, wenn sie wirklich gelingen soll. (Quelle: amazon.de)

 

Beim Durchstöbern der DVD Neuerscheinungen bin ich auf diesen Film aufmerksam geworden. Das nicht unbedingt wegen dem Cover oder der Geschichte, sondern wegen dem übermäßig hohen Preis. Wenn selbst die DVD satte 20,- EUR in einer normalen Plastebox kostet, frage ich mich echt, ob die werten Herren (Hersteller etc.) noch alle Latten am Zaun haben?! Zumindest aber schaffte es diese Tatsache, mein Interesse an dem Streifen zu wecken und so bin ich nach einigen Online Rezessionen schließlich in der Videothek gelandet und habe mir 72 STUNDEN kurzerhand (und für einen schmaleren Taler) ausgeliehen.

72 STUNDEN - THE NEXT FREE DAYS beginnt mit einer Rückblende und lässt den Zuschauer vor allem in den ersten Minuten noch völlig im Dunkeln tappen. Der Plot gibt zwar die Richtung relativ klar vor, aber wie bereits bei so manch' anderen Thrillern wird die Erzählweise zeitlich versetzt und nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge aufgetischt. So ist für den Zuschauer nur eines klar, Laura Brennan ist im Gefängnis ohne Aussicht auf Revision, für das Gericht für schuldig gesprochen. Doch College Dozent und Ehemann John Brennan kann sich mit dieser Situation nicht abfinden und so setzt er sich ans Werk, einen Fluchtplan auszuarbeiten. Die 72 Stunden, die auch den Filmtitel zieren, sind letztlich das Zeitfenster das ihm im späteren Verlauf bleibt, um die Aktion auch durchzuführen.

Im Film selbst - und das kann ich schreiben ohne großartig vom Verlauf etwas zu verraten - hat John Brennan um einiges mehr Zeit, als nur die "nächsten drei Tage". So wird er von Tag zu Tag immer besessener von der Idee seine Frau aus dem Gefängnis zu holen. Er nimmt Kontakt mit einem gewissen Damon auf, der bereits sieben Mal aus einem Knast geflohen ist und will sich wertvolle Tipps holen. Nun beginnt John's akribische Planung und man sieht wie er als Durchschnittsbürger dabei Fehler macht und ohne großes Wissen und viel Naivität ans Werk geht. Was dabei aber sehr gut rüber kommt ist dieser "Was würde ich an seiner Stelle machen?" - Gedanke. Man plant als Zuschauer praktisch mit, und das ist schon sehr spannend und unterhaltsam umgesetzt. Er gibt sich regelrecht für diese "Mission" auf, vernachlässigt seinen Job und versucht auf vielerlei Art an Geld zu kommen. Mal klappt es und manchmal geht es auch enorm schief, was unter anderem die Polizei auf den Plan ruft.

Ab der Hälfte legt 72 STUNDEN dann enorm zu. Wenn für John klar wird, dass er wirklich nur noch ein knappes Zeitfenster hat, die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, aber seine Frau in ein anderes Gefängnis verlegt werden soll. Nun muss er handeln und sein bisheriger Plan - von dem man als Zuschauer aber nur einen Teil zu sehen bekommt - muss funktionieren. Es wird immer dramatischer und die anfängliche "Länge" ist schnell vergessen. Das Tempo wird dann fast durchweg bis zum Ende oben gehalten und man kann es einfach nicht abwarten, wie die Geschichte ausgehen wird. Einfach super gut in Szene gesetzt. Bemängeln könnte man hier lediglich, dass einige Ereignisse schon ziemlich vom Zufall abhängig sind. Dieser scheint John mehrfach wohlgesonnen. Auch ist fraglich ob manche Momente wirklich so stattfinden könnten, aber naja, es ist eben ein Film der weitestgehend versucht realistisch zu bleiben, es aber nicht durchweg kann.

Es bleibt ein Thriller auf hohem Niveau ohne platte Dialoge. Die Charakterentwicklung von John Brennan ist großartig und nachvollziehbar umgesetzt und Regisseur Paul Haggis schafft es durch ein hohes Tempo den Zuschauer bei der Stange zu halten. Gut geplant, realistisch und kein Film der Marke THE ITALIAN JOB oder OCEANS ELEVEN. Für mich seit langem mal wieder ein richtig guter Thriller. Kann ich nur empfehlen. Definitiv aber nichts für nebenbei!

 

Pro
  • sehr spannend inszeniert
  • viele Wendungen und recht unvorhersehbar
  • Russel Crowe als Durchschnittsbürger wächst über sich hinaus
Kontra
  • der Zufall hilft gern mal mit
Wertung: 9 / 10 Punkte
Autor: niffiRegistriert: 11.02.2003 - Verfasste Artikel: 19.173 - Forenposts: 12.033 - Alle Artikel anzeigen
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