Filmberichte

RUMBA

Eintragen am: 02.01.2011 | Genre: Drama | Land: Frankreich | Jahr: 2008 | Spielzeit: 74 min | FSK: 12 Jahre

Tagsüber lehren Fiona und Dom an einer Grundschule, nach Feierabend tanzen sie leidenschaftlich Rumba. Als ihnen ein Selbstmörder vors Auto läuft, können sie gerade noch ausweichen - und krachen in eine Mauer. Mit fatalen Folgen: Der Unfall macht Fiona zum körperlichen Krüppel und Don zu einem Mann ohne Gedächtnis. Sie verlieren Job und Wohnung und schließlich auch noch einander, als Don überfallen wird. Fiona hält ihn für tot, dabei ist er von dem Selbstmörder von damals aufgenommen worden.

 

Da ich leider zu wenige Filme aus Frankreich kenne, ist die Floskel "ein typisch französicher Streifen" an dieser Stelle für mich keine wirkliche Hilfe als Einleitung. Aber wenn ich an Filme aus Frankreich denke fällt mir aufjedenfall das Wort "Independent" ein und vorallem "alternativ". Und das ist RUMBA in beiden Fällen.

Der Film lebt von seinen beiden Hauptdarstellern die es in den 74 Minuten Spielzeit wirklich schaffen, geschätzte 50 - 60 Minuten kein Wort miteinander zu wechslen und dennoch die Geschichte weiter vorranzutreiben. Dabei wird in den wenigen Sets viel liebe auf das Detail verwendet und es ergeben sich ganz eigene humorvolle Szenen - letztlich spielen in RUMBA aber einfach nur viele dumme Zufälle zusammen und Tollpatsch Don lässt wenige Fettnäpfe aus.

Da RUMBA wie erwähnt vorallem an Worten spart ist der Film eine ganz eigene Herausforderung. Schon wie einst bei "THERE WILL BE BLOOD", der Biografie von Öl-Magnat Daniel Plainview, bei dem die erste viertel Stunde kein einziges Wort zu hören ist, hatte ich etwas Probleme mit dem ständigen Stillschweigen. Sowas kann einen Film auch sehr anstrengend machen. Zwar gibt es bei RUMBA gewisse Slapstick Einlagen die bei Laune halten, aber so richtig ersetzen können sie die Dialoge nicht.

RUMBA war für seine kurze Spielzeit trotzdem ganz witzig und unterhaltsam, auch wenn ich mir bei dem Plot und dem Cover da anfangs nicht so sicher war. Als Pluspunkt würde ich noch die Kameraarbeit erwähnen. Die Autofahrten sind wie aus den guten alten Zeiten, während im Vordergrund die Protagonisten im Auto allerlei Probleme bewältigen (Ausziehen, Anziehen, Umziehen etc.) läuft im Hintergrund die Bilderwand vom Projektor ab. Als vergleichbare Beispiele würde ich hier die Gendarm Filme von Louis de Funès nennen. Toll gemacht sind auch die Aufnahmen, bei denen sich der Focus teit. Während im Vordergrund recht scharf kleine Details eingefangen werden, passiert im Hintergrund die eigentliche Handlung weiter. Das ist schon cool umgesetzt.

 

Pro
  • erstaunlich wie man mit so wenig Dialog über eine Stunde Film vorantreiben kann
  • hin und wieder recht schwarzer Humor
  • Kameraarbeit wie in "alten Zeiten"
Kontra
  • teilweise etwas zu "independent" für meinen Geschmack
Wertung: 7 / 10 Punkte
Autor: niffiRegistriert: 11.02.2003 - Verfasste Artikel: 19.173 - Forenposts: 12.033 - Alle Artikel anzeigen
2.203x gelesen