[Review] Lacuna Coil - Dark Adrenaline

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GotB
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[Review] Lacuna Coil - Dark Adrenaline

Beitrag von GotB »

Lacuna Coil - Dark Adrenaline

VÖ: 20.01.2012
Label: Century Media (http://www.centurymedia.de)

Bild

Tracklist:
01. Trip the darkness
02. Against you
03. Kill the light
04. Give me something more
05. Upside down
06. End of time
07. I don't believe in tomorrow
08. Intoxicated
09. The army inside
10. Losing my religion
11. Fire
12. My spirit

Spieldauer: 45:02 min

Ich gebe ja zu, mit Lacuna Coil ist das immer schwierig. Die sind so ein bisschen die Metallica des Alternativ Metal: Leute, die absolut nichts mit dem Genre an sich zu tun haben hören die trotzdem und können sich somit furchtbar effektiv in eventuelle Diskussionsrunden einklinken. Dementsprechend kann man den Mailändern auch einen großen Erfolg nicht absprechen. Anfang 2012 erscheint nun das neueste Werk "Dark Adrenaline" und ich behaupte, dass ich mich jetzt nicht allzu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass man hier sicherlich kein Back To The Roots erleben wird. Dafür ist der Weg von Lacuna Coil einfach zu klar, den sie bisher gegangen sind bzw. weiterhin gehen werden.

Aber trotz der omnipräsenten Entwicklung der Musik weg vom anfänglich noch stark melancholisch geprägten Alternative Metal, der immer wieder seine Nase in den Gothic-Rock steckte, hin zu immer mehr Airplay, war das 2009er "Shallow Life" schon eine Sache für sich, so flach und kommerzialisiert. Und ich weiß bis heute nicht, ob hier die Thematik des Albums (eben die immer tiefgreifendere Fixierung der Gesellschaft auf Äußerlichkeiten anstatt auf wahre Werte) wirklich so eng mit der Musik korrelierte, dass "Shallow Life" eben passend dazu geschrieben wurde? Im Endeffekt war das aber eine äußerst negative Entwicklung von Lacuna Coil, die hoffentlich anno 2012 nicht weitergeführt wird. Und "Dark Adrenaline" startet tatsächlich recht kraftvoll mit "Trip the darkness" und erinnert stark an Songs der "Karmacode"- Episode. Das heißt vor allem viel groovende Leersaiten-Riffs, recht lineares Drumming und der beständige Wechselgesang zwischen Christina Scabbia und Andrea Ferro - das gewisse Die Schöne und das Biest-Motiv, was seit 1996 charakteristisch geworden ist für die Songs der Italiener. Die, die Lacuna Coil schon seit längerem kennen, werden hier sicherlich nichts Neues erleben. Während im Verse eher sparsame Instrumentierung und ebenfalls gedrosselter Gesang herrscht, werden dann im Chorus die Spannungsbögen nach oben gerissen, meist mit zweistimmigem Gesang. Das hat sicherlich seine großen Momente wie bei "My spirit", welches durch das Midtempo-Arrangement gleichzeitig schwermütig aber auch irgendwie positiv daher kommt. Nach zirka vier Alben, die seit einer Dekade das selbe Schema fahren, ist das Motiv aber verständlicherweise verbraucht.

So zieht die Masse des Materials an einem vorbei und ich merke, wie der Geist immer wieder abschweift, was allgemeinhin nicht gerade das beste Zeichen ist. Manchmal gibt es dann doch Momente, wo ich aufhorche, wie beispielsweise bei "Fire", das in seiner Melodiegestaltung zwar eher an Dynamo Dresden-Stadionchöre erinnert, als an anspruchsvolle Rockmusik, dennoch aber recht hörbar ist. Weiterhin kann "End of time" wirklich sehr viel, eine bedrückende Ballade, während der ich mich immer wieder frage, warum Christina Scabbia nicht öfter in tieferen Lagen singt, da das Ganze der Musik von Lacuna Coil einen gewissen anderen Anstrich verpasst. Auch wieder dabei ein Coversong, diesmal wurde R.E.M.s "Losing my religion" herangezogen: die Umsetzung davon ist objektiv zwar ganz okay, im Endeffekt aber alles Andere als überraschend.

So bleibt festzuhalten, dass der Stil nach "Shallow life" zwar wieder etwas Richtung Härte verschoben wurde, trotzdem das Problem der aufkeimenden Seichte im Songwriting nicht wirklich besser wird, sondern eher immer weiter Wert auf easy listening gelegt wird. "Dark Adrenaline" hat nicht mehr wirklich viel mit den ursprünglichen Werken von Lacuna Coil zu tun und somit für alte Anhänger nicht unbedingt zu empfehlen. Die sind aber sicherlich schon nach der "Karmacode" abgesprungen. Es bleibt Alternativ-Nu-Gothic-Rock irgendwo zwischen Nightwish, Flyleaf und Evanescence, was auch die Qualität ganz gut zusammenfasst.

Punkte: 6/10

Disko:
2011 - Dark Adrenaline
2009 - Shallow Life
2006 - Karmacode
2002 - Comalies
2001 - Unleashed Memories
2000 - Halflife EP
1999 - In A Reverie

Links:
http://www.facebook.com/lacunacoil
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