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INSOMNIUM

Insomnium, Century Media Records

Alte englische Reime und kalte finnische Seelen - Insomnium im Interview

Es gibt sie bereits seit weit über 10 Jahren, was allerdings nicht davon abhält, mit “One For Sorrow” ein hervorragendes und innovatives Melodic Death-Metal-Album an den Start zu bringen. Da gibt es doch sicherlich was zu erzählen, dachte ich mir, und lud Ville Friman, Gitarrist von Insomnium, zum Interview ein.

partyausfall.de: Hallo Ville. Schön dich für ein Interview hier zu haben. Wie geht's euch?

Ville Friman: Uns geht es gut, danke der Nachfrage. "One For Sorrow" hat Platz sechs in den finnischen Albumcharts erreicht und ist auf 16 in die US-Billboard Heatseeker Charts eingestiegen. Alles in allem sind wir also ziemlich begeistert.

partyausfall.de: "One For Sorrow" habt ihr vor nicht allzu langer Zeit veröffentlicht. Seid ihr zufrieden mit dem Feedback der Musikpresse?

Ville Friman: Ja, man kann sagen, dass wir ziemlich glücklich mit dem Album sind. Die Zeitpläne waren dieses Mal sehr eng gesteckt. Aber dennoch ist uns dieser ganze Prozess nicht neu und so wussten wir, dass sich die ganze harte Arbeit am Ende auszahlen wird. Die CD-Reviews waren überwiegend sehr positiv und so konnten wir hohe Positionen in Soundchecks erringen, was in gewissem Maße etwas Neues für Insomnium ist.

partyausfall.de: Meiner persönlichen Meinung nach habt ihr weitaus vielfältigere Komponenten in eure Musik eingefügt, vor allem im Vergleich zum letzten Album "Across The Dark". War das eine Intention für dieses Album? Mit welchen Plänen seid ihr in das Songwriting zu "One For Sorrow" eingestiegen?

Ville Friman: Um ehrlich zu sein, hatten wir eigentlich keinen umfassenden Plan im Voraus. Wir haben einfach angefangen Songs zu schreiben und daraus hat sich dann "One For Sorrow" entwickelt. Ich stimme dir zu, dass es vielfältiger ist als sein Vorgänger. Das liegt möglicherweise daran, dass du es lernst, vielfältigere Einflüsse in deine Musik einzubauen, wenn du älter wirst. Aber auch das war nicht die Maßgabe sondern entwickelte sich ganz natürlich. Wir hatten den Anfang ("Through the shadows") und den letzten Track ("One For Sorrow") schon in einer relativ frühen Phase des Songwriting-Prozesses fertig und so schrieben wir den Rest des Albums Schritt für Schritt so ein bisschen um diese beiden herum.

partyausfall.de: Um welche Aspekte drehen sich die Lyrics auf diesem Album?

Ville Friman: Wir haben den Namen von einem alten englischen Kinderreim "gestohlen". Dieser beruht auf dem Aberglauben, dass die Anzahl der Krähen, die du auf einem Ast siehst, über das Glück in deinem Leben bestimmen wird. Der ursprüngliche Reim hatte zehn verschiedene Verse und entsprechend haben wir zehn Songs auf unserem Album. Unsere Texte drehen sich um vielfältige Themen, wie Liebe, Tod, Trauer und Verlust. Die Inspiration dafür kommt eigentlich überall her: Bücher, Filme, Comics, Politik, und so weiter. Schlussendlich drehen sich unsere Geschichten um Menschen. Ich persönlich mag es, einen Hauptgedanken in den Lyrics zu verfolgen, der zum Beispiel eine persönliche Erfahrung sein könnte, und daneben noch etwas, das mehr universeller ist. Beispielsweise dreht sich "Through the shadows" darum, Heimweh und Fernweh bzw. Lust auf Touren gleichzeitig zu empfinden, während sich "Intertia" um die gegenwärtige politische Situation in der Welt dreht.

partyausfall.de: Für die Leser, die über Insomnium nicht wirklich Bescheid wissen: Gib uns doch einen kurzen Abriss über eure Geschichte. Wie, wann und warum habt ihr begonnen, Musik zu machen?

Ville Friman: Wir haben uns zusammen gefunden, als ich 16, 17 war. Haben zwischen 1999 und 2000 zwei Demos an den Start gebracht und landeten 2001 einen Deal mit Candlelight Records. Unter dem Label haben wir vier Alben veröffentlicht, bis wir 2010 bei Century Media unterschrieben.

partyausfall.de: In welchem Maße beeinflusst eure Herkunft euren Sound? Ich meine, ich bin jetzt nicht so wirklich firm in finnischer Folklore oder sowas, aber an diversen Stelle meine ich Harmonien und Melodien zu hören, die das vermuten lassen.

Ville Friman: Ich schätze mal, dass deine Geschichte immer eine Rolle spielt in allem, was du tust. Ich denke, dass wir Folk-Musik in keinem ausuferndem Maße ausgesetzt wurden, als wir jung waren. Im Gegensatz dazu kannst du nicht vor dieser grausamen finnischen Tango-Musik entfliehen, die 24/7 im Radio läuft. Ich denke es ist gerechtfertigt, Amorphis für die Folk-Einflüsse, Sentenced für die Rock-Einflüsse und In Flames für den Göteborg-Einschlag verantwortlich zu machen.

partyausfall.de: Die nordeuropäischen Länder, allen voran Finnland und Schweden, haben viele Bands hervorgebracht, vor allem im Melodic Death-Genre. Welche von denen haben euch sowohl persönlich, als auch in Bezug auf Insomnium beeinflusst?

Ville Friman: Was schwedische Bands angeht waren In Flames, Dark Tranquility, At The Gates, Opeth und Katatonia die wichtigsten. Von den finnischen her Sentenced und Amorphis. Natürlich gibt es da noch eine Vielzahl anderer Bands aus den unterschiedlichsten Genres, von Rock bis hin zu Ambient. Aber diese waren die wichtigsten als ich jünger war. Und sind es immer noch.

partyausfall.de: Ihr seid jetzt seit 14 Jahren Teil des Musikbusiness. Was hat sich in dieser nicht gerade kurzen Zeitspanne verändert, sowohl in der Szene allgemein, als auch in der Art und Weise, wie ihr Musik macht, tourt, aufnehmt, etc.?

Ville Friman: Die Rolle des Internets und der Social Media ist riesig geworden. Wir hatten von Anfang an eine Website, aber damals gab es weder Facebook noch Myspace. Ansonsten sind die grundlegenden Dinge nach wie vor die selben. Ich denke, dass die Bands im Allgemeinen heutzutage professioneller sind und alles ein wenig ernster nehmen. Natürlich steht das Musikbusiness in Konkurrenz mit Computerspielen und Vergleichbarem und ist deshalb sehr darauf angewiesen, mit neuen kreativen Ideen an den Start zu kommen. Ich denke, wir leben in interessanten Zeiten und es wird spannend sein, wie sich das ganze Business weiterentwickeln wird.

partyausfall.de: Ende 2010 habt ihr bei Century Media Records gesigned. Was erwartet ihr euch von dem Labelwechsel?

Ville Friman: Eine gute und lang andauernde Zusammenarbeit, denke ich. Die Leute bei Century Media sind großartig und es ist wirklich ein Vergnügen, mit denen zu arbeiten. Hoffentlich können wir noch Größeres mit Insomnium vollbringen, aber wenn ich ehrlich bin denke ich, dass wir das mit dem aktuellen Album bzw. Dessen Promotion bereits tun.

partyausfall.de: Was sind eure Pläne für die nähere und fernere Zukunft? Werdet ihr die Bühnen entern, allem voran für die deutschen Fans?

Ville Friman: Wir werden 8 Shows in Deutschland im November im Rahmen der “One For Sorrow European Tour” spielen. Außerdem sind wir auch auf den großen deutschen Sommer-Festivals am Start. Ansonsten ist ein Abstecher in die USA für Anfang 2012 geplant und möglicherweise noch eine weitere Euro-Tour. Mal sehen, wie sich das Ganze so ergibt.

partyausfall.de: Wir danken euch für das Interview und wünschen euch alles Gute für die Zukunft.

Ville Friman: Keine Umstände, das Vergnügen war ganz auf unserer Seite.

 

Bilder/Credits: Insomnium, Century Media Records

Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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