BOYSETSFIRE - WHILE A NATION SLEEPS

Eintragen am: 11.06.2013

Schaut man auf Boysetsfire, sind die Fakten eigentlich klar. Seit 1994 im Spiel, prägten sie das Genre des Post Hardcores mit großen Alben wie "After The Eulogy" oder "Misery Index - Notes From The Plague Years" und Bomben-Tracks der Sorte "Rookie", "Release The Dogs", "Handfull Of Redemption" oder "After The Eulogy". Nun steht eine neue Platte an und die Band aus Newark, USA macht, was sie am besten kann: Sie vermischt modernen Hardcore mit Post Core- und Post Rock-Elementen, die sich zusammen mit melodischem Punk Rock sowie dem charakterischten Gesang von Nathan Grey zum typischen Sound entwickeln, der das Quintett so groß gemacht hat. Nach vielen Querelen mit dem bisherigen Major erscheint das Album nun über das Band-eigene Label End Hits Records und offenbart ganz klar und deutlich, dass sich die Band noch immer weiter entwickeln kann.

Allein der Opener zeigt, welches musikalische Spektrum wieder angepeilt und miteinander verbunden wird: Nach tonnenschweren Riffs, die sich hammer-artig in die Hirnrinden schlagen und unterlegt werden von bissigen Schrei-Attacken, erlöst Nathan das Publikum mit seinem glasklaren Gesang, der auf einmal von hochmelodischen Gitarren und treibendem Schlagzeug unterstützt wird. "Until Nothing Remains" endet damit jedoch nicht, sondern lässt das reine Chaos noch einmal auferstehen und den Song niederprügeln - großartig. Etwas gemächlicher gibt sich dann "Closure", welches beinahe mehr US Rock als Hardcore oder Punk ist und mit seiner hymnischen Melodie beinahe Radiotauglichkeit aufweisen kann. "While A Nation Sleeps" geht genauso abwechslungsreich weiter: "Phone Call" ist erwachsener, komplexer Post Rock mit schnittigen Riffs, "Far From Over" ein knüppelhartes Brett in die Fresse und "Let It Bleed" rotziger Punk Rock, der sich zum Ende in fieseste Riff-Attacken verwandelt. Boysetsfire wissen nicht erst seit gestern, wie man all diese verschiedenen Genre miteinander verknüpft und den berühmten roten Faden durch all dies unterschiedliche Terrain spinnt. Die Tracks sind anspruchsvoll und stets voller Dramatik, es gibt Unmengen an unerwarteten Tempowechseln und Breaks, alles aber immer stets nachvollziehbar und treffsicher in seiner Ausführung.

Bei all dem Wildern in fremden Gebieten rückt die Band dabei jedoch immer wieder etwas zu weit in die Welten des Stadion-Rocks, der allzu stark auf Emotionen setzt und es etwas zu sehr mag, sich darin zu baden. "Never Said" ist so ein spezielles Beispiel oder auch "Closure", welches einfach eine Spur zu weich daherkommt. Klar, das ist alles auch Geschmackssache und BSF waren immer dafür bekannt, an den Grenzen der Musikgenre zu rütteln, aber einige Linien werden etwas zu sehr übertreten und somit etwas zu große Spannungen innerhalb der Musik generiert.

"While A Nation Sleeps" ist somit mal wieder ein großes Album von BSF und jeder Fan wird glücklich sein, dass es die Platte gibt. Auch Neulinge können hier reinhören und schauen, ob der eingenwillige Sound der Band etwas für sie ist. Boysetsfire haben es einem nie leicht gemacht, sie sind immer ihren eigenen Weg gegangen und sind damit angeeckt, konnten aber genau deswegen auch immer viele Leute hinter sich wissen. Sie schreiben großartige Songs und preschen noch immer in Richtung moderner Hardcore vor, lassen es sich jedoch nicht nehmen, dafür sehr stark in Richtung Massenkompatibilität und ja, EMP-Publikum zu schielen. Insgesamt nicht neu, aber ein kleiner Wehrmutstropfen, den die Platte begleitet. Nichtsdestotrotz: großer Post Hardcore mit viel Anspruch.