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CRIME IN STEREO - I WAS TRYING TO DESCRIBE YOU TO SOMEONE

Eintragen am: 18.05.2010

CRIME IN STEREO - I WAS TRYING TO DESCRIBE YOU TO SOMEONE
Vor einigen Jahren musikalisch in der Nähe bekannter Bands wie Kid Dynamite oder Avail eingeordnet, konnte man schon aufgrund der bisher eingeschlagenen Laufbahn bei Crime In Stereo davon ausgehen, dass die Entwicklung, die 2004 bei aggressivem, aber dennoch melodischem HC-Punk a la Lifetime ("Explosives and the Will to Use Them") begann und bis 2008 bei atmosphärischem Punkrock mit ersten Anleihen aus den Schubladen des Post-Hardcores und Pop-Emo-Rocks ("Crime In Stereo Is Dead") ankam, nun auch in den 2010´ern voranschreitet. "I Was Trying To Describe You To Someone" ist der dazugehörige Albumtitel, und der darauf zu findende Sound wildert ungeniert in allen möglichen Genres, die auch nur annähernd mit Gitarren in Kontakt kommen. Die fünf Jungs aus Long Island kreieren dabei elf einfallsreiche Songs voller Melodien und Stille, Ausbrüchen und Schrei-Attacken, gewagten Experimenten und eingängigen Refrains.

Nach etwas mehr als einer Minute leiser Stimmen mit poppigen Melodien ein kurzes Ansteigen des Gitarren-Sounds und schon geht es los: kraftvoll nach vorn preschend, zwischen Gesang und heiserem Geschrei, wird für knapp 40 Sekunden lauthals gezeigt, dass das folgende Album innerhalb zwei extremer Pole entstanden ist. Danach wieder ein Bruch, und man steigt sanft in "Drugwolf" ein. Zarte Melodien, sowohl im Gitarren- als auch im Gesangsbereich, irgendwo zwischen Jimmy Eat World und My Chemical Romance einzuordnen, schieben sich in den Vordergrund und sechs Jahre nach dem Debütalbum ist man von Adrenalin-geschwängerten Punksongs wie "Amsterdamned!" meilenweit entfernt. "Crime In Stereo Is Dead" hat es angekündigt, und "I Was Trying To Describe You To Someone" setzt es konsequent fort: man hat sich vom Punkrock verabschiedet und verortet sich selbst mit dem neuen Soundbild im vielfältigen Genre des Rock. Mal Stoner Rock, mal Grunge, dann wieder Emo-Rock, Blues Rock und Alternative Rock. Wenn all dies auch zumeist in souveräner Art und Weise gemeistert wird, so verliert man hin und wieder den roten Faden und dass Album schwebt beinahe träumerisch und ziellos in den verschiedenen Gefilden. Hinsichtlich der Skills an den Instrumenten, dem Songwriting, den Lyrics, die zwar zum Teil kryptisch aber dennoch abwechslungsreich sind, und dem Gesang, welcher manchmal an Kurt Cobain erinnert, kann man nur den Hut ziehen, jedoch scheint die Band immer noch nicht so recht ihren ganz eigenen Sound gefunden zu haben und so manches Mal bekommt man das Gefühl nicht los, dass der Band noch eine eigene Identität fehlt. Diesbezüglich wird sich jedoch noch einiges tun, davon kann man schwer ausgehen. Bis dato kann man die vielen starken Songs auf dem aktuellen Album genießen: "Type One" mit großartiger Mit-Mach-Hook, die kleine Rockoper "Exit Halo" inklusive Doom-Anleihen und Frickel-Sounds, dem für das Radio prädestinierte "Not Dead" und dem unglaublich atmosphärischen "I Am Everything I Am Not" mit Gänsehautfaktor. Alte Fans wird Crime In Stereo damit zwar endgültig verlieren, aber allein wegen der vielversprechenden Tracks, die einwandfrei produziert worden sind, lohnt der stetige Schritt nach vorne und das Verfolgen des langsamen Heranreifens einer ungemein interessanten Band.

Man könnte tausende Bands aufzählen, die bei "I Was Trying To Describe You To Someone" Pate standen und somit Einflüsse lieferten für ein verdammt starkes Album, für dass Crime In Stereo nun hoffentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, als es bisher der Fall war. Einzig allein ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, eine genauer definierte Identität fehlt der Band, aber genau jener letzte Schritt wird kommen, diesbezüglich kann man sich sicher sein. Das musikalische Potential der Band ist riesig, und so kann man nur sagen, dass das vierte Album der New Yorker, ähnlich der Vorgänger, ein großer Wurf ist.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 8 / 10 Punkte
Autor: KingpinRegistriert: 28.05.2004 - Verfasste Artikel: 347 - Forenposts: 757 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 39:58 min

Label: Bridge Nine Records www.bridge9.com

Band: www.crimeinstereo.com

Tracklist:

01. Queue Moderns
02. Drugwolf
03. Exit Halo
04. Not Dead
05. Odalisque
06. Young
07. Type One
08. Republica
09. I Am Everything I Am Not
10. Dark Island City
11. I Cannot Answer You Tonight

Discografie:

2010 - I Was Trying To Describe You To Someone Lp
2008 - Selective Wreckage
2007 - Crime In Stereo Is Dead Lp
2007 - Love 7"
2006 - The Troubled Stateside Lp
2005 - The Contract Ep
2004 - Explosives And The Will To Use Them Lp
2003 - Split W/ Kill Your Idols 7"