DER BAADER MEINHOF KOMPLEX

Die Geschichte rund um die RAF ist eigentlich viel zu groß, um sie in einem zweieinhalb stündigen Kinofilm zu behandeln. Und obwohl Regisseur Uli Edel wirklich versucht alles unterhaltsam und getreu den Fakten darzustellen, gelingt es ihm nur streckenweise ein Bild der RAF zu zeichnen. Woran liegt das? Zum einen gibt es keine wirkliche Charaktereinführung der Hauptprotagonisten Baader und Ensslin. Des Weiterin wurde der Fall "Benno Ohnesorg" - der ja im Grunde die Initialzündung für die Studentenunruhen und deren radikale Entwicklung war - nur beiläufig erwähnt. Und genau das ist der Knackpunkt des "Baader Meinhof Komplex". Ohne geschichtliches Grundwissen versteht man Teile des Filmes garnicht oder nur schlecht. Hinzu kommen viele zeitliche Sprünge, nach denen nichtmal erklärt wird, was in der Zwischenzeit passiert ist.
Den Kritikpunkt der "Heroisierung der RAF Terroristen" muss sich Uli Edel gefallen lassen, denn in der Tat gelingt ihm nicht der Spagat zwischen neutraler Darstellung, Sympathie zu den Studenten und Ablehnung gegen den Terror. Das was Baader, Meinhof und Co. - sowie ihre 2. und 3. Generation - damals gemacht haben, war völliger Ernst und wird im Film mehr als jugendliches Abenteuer gezeigt. Ob es das für manch einen bis zu einem gewissen Grad auch gewesen ist, bekommt man nicht mit.
"Der Baader Meinhof Komplex" splittet sich grob in vier Teile, zu Beginn (Teil 1) überschlagen sich die Ereignisse und man bekommt als Zuschauer eine riesige Fülle an Informationen. Danach (Teil 2) flacht es etwas ab, als Baader und Co. erstmals vor den Richter müssen und ins Exil flüchten. Als dann die erneute Inhaftierung folgt (Teil 3) kommt langsam wieder Schwung in die Geschichte und in der letzten Storylinie (Teil 4), bestehend aus dem Anschlag bei den olympischen Spielen, der Schleyer-Entführung und dem Flugzeugkidnapping, überschlagen sich erneut die Ereignisse. Da scheint es fast schon verständlich, dass alles leider nur oberflächlich behandelt wird. Was mich halt wieder zu meiner Ausgangsmeinung bringt, dass das Thema RAF für 150 Minuten einfach zu komplex ist.
Ich persönlich hatte mir von dem Film mehr Hintergrundwissen erhofft. Manche Sachen kannte ich zwar noch nicht, aber größtenteils werden eben nur die Hauptinfos (die man sowieso schon kennt) nur nochmal visuell dargestellt.
"Der Baader Meinhof Komplex" ist mit seiner Inszenierung und seinen Effekten für deutsche Verhältnisse eine Blockbuster-Produktion, die vorallem nicht mit hochgradigen Schauspielern geizt. Für Leute die sich nicht nur unterhalten lassen wollen, sondern richtig am Thema interessiert sind, ist der Streifen allerdings weniger geeignet. Das liegt unter anderem an der Oberflächlichkeit der Darstellung und am anzuzweifelnden Wahrheitsgehalt der Dialoge. Aus diesem Grund hätte man meiner Meinung nach das Thema eher in einem Mix aus Doku und Spielfilm, mit vielen zusätzlichen Erläuterungen aus dem OFF, umsetzen sollen.
- für deutsche Verhältnisse fast schon Blockbuster-Produktion
- viele sehr gute Schauspieler
- zu weiten Teilen sehr spannend erzählt
- hin und wieder zu oberflächlich
- viele Zeitsprünge, bei denen aber das inzwischen Geschehene wenig erläutert wird