Filmberichte

DER VORLESER

Eintragen am: 02.01.2011 | Genre: Drama | Land: USA, Deutschland | Jahr: 2008 | Spielzeit: 124 min | FSK: 12 Jahre

Als der 15-jährige Schüler Michael einen Blackout hat, hilft ihm die wesentlich ältere Schaffnerin Hanna. Nach seiner Genesung entwickelt David eine erotische Leidenschaft für sie und liest ihr regelmäßig vor - bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Viele Jahre später trifft David Hanna wieder: vor Gericht, wo sie sich für eine dunkle Vergangenheit verantworten muss. Seine Zuneigung besteht weiter.

 

Der Film basiert auf dem Weltbestseller "Der Vorleser" von Bernhard Schlink. Ich selbst habe das Buch (noch) nicht gelesen und hatte mich mit dem Film nur sehr wenig im Vorfeld beschäftigt. Das lag vorallem daran, dass ich kein großer Freund von Kate Winslet bin und mir etwas ganz anderes von der Geschichte erwartet hatte.

Nun ich muss zugeben, in beiden Fällen habe ich mit getäuscht. Kate Winslet ist die perfekte Besetzung der Schaffnerin Hanna, spielt die kühle und teilweise auch naive KZ Aufseherin sehr authentisch. Dabei geht es bei "Der Vorleser" im Grunde auch garnicht um die Untaten des Nazi-Regiem's, als vielmehr um die völlig unpolitische Romanze zwischen dem "Kid" Michael und eben Hanna. Kritiken der Art, dass der Film die NS Zeit verharmlose und so weiter, kann man eigentlich nicht gelten lassen. Denn der Focus liegt doch garnicht darauf. Ich finde die Verfilmung (wie wohl das Buch auch) gehen hier einen ganz anderen Weg, denn jeder weiß wie schlimm die Taten der Nazi's waren und wie verachtenswert dieses Regiem ist. Man muss also den Zuschauer garnicht ständig darauf subtil hinweisen, sondern setzt das einfach vorraus!

Der Film schwankt immer wieder zwischen Michael's Jugend, seinem Studium, seiner Zeit mit Hanna und natürlich den Ereignissen ab etwa 1980 wo Michael bereits als Anwalt tätig ist. Die Begegnung mit Hanna lässt ihn einfach nicht los, die Faszination um diese Frau, der er nur flüchtig kennt und der er immer wieder andere Bücher vorlesen soll, scheint ungebrochen. Dabei kommt man Hanna's Geheimnis als Zuschauer weit schneller auf die Schliche, als Michael selbst. Doch das stört nicht wirklich.

Für eine deutsch-englische Produktion ist "Der Vorleser" wirklich sehr gut gelungen, die Bilder sind eindrucksvoll umgesetzt worden und die musikalische Untermalung sorgt für die nötige Grundstimmung.

Da ich Filme die das komplette Leben eines Charakters darstellen (wie z.B. Es War Einmal In Amerika) sehr mag, hat mir "Der Vorleser" richtig gut gefallen, die innere Zerissenheit von Michael in den jeweiligen Altersabschnitten kam überzeugend rüber. Ein anspruchsvoller Film, der aber sicherlich nicht an das Buch herankommen wird.

 

Pro
  • überraschend gute Hauptdarsteller
  • emotional und ohne Längen erzählt
  • Focus liegt auf der Beziehung zwischen Hanna und Michael, weniger auf den Untaten des Nazi-Regiem's
Kontra -
Wertung: 9 / 10 Punkte
Autor: niffiRegistriert: 11.02.2003 - Verfasste Artikel: 19.173 - Forenposts: 12.033 - Alle Artikel anzeigen
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