Filmberichte

GOMORRHA - REISE IN DAS REICH DER CAMORRA

Eintragen am: 02.01.2011 | Genre: Dokumentation | Land: Italien | Jahr: 2008 | Spielzeit: 135 min | FSK: 16 Jahre

Die süditalienische Camorra hat die Mafia als treibende Unterweltmacht in Italien längst abgelöst. Drogenhandel, Verschieben von Giftmüll, sowie zunächst als legal erscheinende Geschäfte mit Textilien und Zement gehören zum Tagesgeschäft, die Kriege der einzelnen Klans untereinander werden mit bedingungsloser Konsequenz ausgefochten. Ein ganzer Landstrich lebt unter dem Einfluss des organisierten Verbrechens, das sich wie ein Krake auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens ausgebreitet hat.

 

Nachdem ich das Buch "Cosa Nostra" von John Dickie fast verschlungen hatte, wurde ich auch schnell auf "Gomorrha - Reise In Das Reich Der Camorra" von Roberto Saviano aufmerksam. Das Buch, wie auch der Film, werden damit beworben das sich Autor Roberto Saviano selbst in Lebensgefahr für seine Recherchen begeben hat und seit der Veröffentlichung unter ständigem Schutz lebt. Man möchte eben die Authentizität des Buches unterstreichen. Das hat mich schon interessiert und so habe ich mir im Doppelpack Buch und Film zugelegt. Doch bevor ich das Buch lesen konnte, landete schonmal der Film im Player.

Nachdem ich viele Berichte zu dem Film gesehen hatte, waren meine Erwartungen recht hoch. Wenn geschrieben wurde, dass "Der Pate" oder "Goodfellas" gegen diesen Streifen wie Kindergarten aussehen, dann ist das schon hochgegriffen. Letztlich kann ich das auch nicht bestätigen. Einzig und allein die Kritik - in dem Fall eine positive Kritik - das man bei "Gomorrha - Reise In Das Reich Der Camorra" keinerlei Sympathien für die Charaktere entwickelt kann ich zustimmen. Fühlt man sich nach 9 Stunden "Der Pate" schon fast als selbst einer, haha, so möchte man mit der Camorra nichts gemein haben.

Der Film ist teilweise eine Art Dokumentation und teilweise Thriller. Es werden vier einzelne Geschichten verfolgt, die aber trotzdem alle zusammen spielen. So geht es um den jungen Toto der gerne in die Organisation aufgenommen werden will. Dann geht es um einen Schneider der aus Geldnot die Seiten wechselt und um 2 Jungs die sich einbilden ihr eigenes Ding durch zu ziehen und dabei der Camorra immer wieder Ärger einhandeln. Logisch das es darauf ein Echo gibt. Im vierten Handlungsstrang geht es um die Müllwirtschaft in Italien und wie korrupt die Leute dort zu Werke gehen. So zeigt der Film einen gewissen Abschnitt, ohne sich zeitlich einordnen zu lassen, eben wie der Titel sagt "eine Reise...".

Dadurch das der Cast völlig unbekannt ist, die Geschichte aber sehr real erzählt wird, kann man sich nicht wirklich mit den Leuten identifizieren, stellenweise war ich auch erstaunt wie Sachen so gehandhabt werden. Trotzdem ist "Gomorrha - Reise In Das Reich Der Camorra" nicht so kompromisslos wie er beworben wird. Und die Härte der Camorra spiegelt sich weniger durch die Mordrate als vielmehr durch deren Skrupellosigkeit wieder. "Entweder Du bist für uns oder gegen uns - entscheide dich!" Direkte Gewaltexzesse gibt es nicht.

"Gomorrha - Reise In Das Reich Der Camorra" hat nichts mit den Mafiafilmen der Marke "Donny Brasco" oder "Die Sopranos" gemein, eher würde ich ihn in die Richtung der russischen Mafiafilme einordnen. Kalt, hart und emotionslos. Aber auch irgendwie kein Streifen den ich mir so gern und so oft ansehe wie seine amerikanischen Vertreter. Empfehlenswert ist er trotzdem und ich freu mich jetzt auf das Buch.

 

Pro
  • interessanter Blick auf die Camorra
  • völlig unbekannter Cast
  • keinerlei Sympathien für die Charaktere
Kontra
  • nicht so kompromisslos wie angepriesen
  • Film kommt schwer in die Gänge
Wertung: 7 / 10 Punkte
Autor: niffiRegistriert: 11.02.2003 - Verfasste Artikel: 19.173 - Forenposts: 12.033 - Alle Artikel anzeigen
2.535x gelesen