pitmaster030 hat geschrieben:Shlomo hat geschrieben:den vergleich mit auschwitz ziehe ich keinesfalls, jedoch ähnelt sich die herangehensweise an die problematik multinationaler konzerne mit der struktur des antisemitismus doch sehr. der weg zur personifizierenden schludzuweisung ist dann nicht mehr weit... für solcherlei problematik wurde einmal der nette terminus vom 'strukturellen antisemitismus' eingeführt. viel erfolg beim googeln...
symbolische kritik an gesellschaftlichen zustaenden kann man ja durchaus fuer das was sie ist, naemlich oft nicht mehr als symbolik, kritisieren, aber da dann ne mehr oder weniger kausale verbindung zu (strukturellem) antisemitismus draus zu schlagen ist dann doch etwas wild.
dadurch wird erstmal antisemitismus als phaenomen so unscharf, das man es gar nicht mehr fuers analytische (nach)denken gebrauchen kann.
ausserdem vekennst du m.E. den aufklaererischen effekt, den (berechtigte) kritik an multinationalen konzernen haben kann: darueber das mir bestimmte ausbeuterische praktiken relativ direkt mit bezug auf einen bestimmten akteur verdeutlicht werden, kann man auch rueckschluesse auf das grosse ganze ziehen. man kann auch induktiv an ein problem herangehen (um mal in dem Uni-Sprech zu bleiben, der von dir sicherlich aus total emanzipatorischer absicht gewaehlt wurde, hehe)!
man kann ja theoretisch (fast) alles konsturieren/ dekonstruieren, aber deine sichtweise setzt zudem die annahme voraus, dass alle diejenigen, die aus einer deiner meinung nach verkuerzten kapitalismuskritik heraus konzerne wie coca-cola kritisieren, dies alle aus dergleichen perspektive heraus tun... das wuerde ich ja direkt mal bezweifeln... wenn "real life events" mal so einfach theoretisch ableitbar waeren, wuerde ich es ja abfeiern. leider sind menschliches handeln und einstellungen dann doch etwas komplizierter... meine 5 cents zu einer debatte, die ich damit ueberhaupt nicht diskreditieren will und die sicherlich ihre berechtigung hat.
a) ist deine kritik an der begrifflichkeit dahingehend unberechtigt, als dass es darum geht, zu reflektieren, wo im subjekt welche gesellschaftlichen "normalzustände" repräsentiert werden. sei es latenter antisemitismus, rassismus, homophobie, sexismus etc. dass die vorwürfe eher diskussionsschädlich, als förderlich zu sein scheinen mal außen vor gelassen, ist es wohl problematischer, die bezeichnung einer handlung, die auf den denkmustern beruht, die täglich in jedem von uns aktiviert werden (mal rein kognitiv), nicht als das zu bezeichnen, was sie ist, nämlich strukturell antisemitisch, als zwischen harmlosen und gefährlichem antisemitismus (wahlweise auch seximus etc) zu unterscheiden.
b) hat hier niemand kritik an großkonzernen oder ähnliches kritisiert, sondern die art der "kritik". ein aufruf zum boykott (bzw das werden damit) ist in jedem fall zu hinterfragen. (dazu kommt dann noch, die empirische schwäche induktiver beweisführung - um im uni-sprech zu bleiben)