Interviews

DER WEG EINER FREIHEIT

der weg einer freiheit

Innerhalb kürzester Zeit sind DER WEG EINER FREIHEIT zu einer beachtlichen Größe in der deutschen Black Metal-Szene gereift. Nachdem sie mit ihrem neuen Album "Unstille", welches am 29. Juni auf den Markt kommen wird, auch noch die Maximalwertung in unserem Review abgreifen konnten, war es für mich an der Zeit, die Würzburger zum Interview zu laden.

Lest also im Folgenden mein Gespräch mit Saitenhexer Nikita über Corpse Paint, Schwarz-Weiß-Bandfotos im Wald, das Songwriting im Hause DER WEG EINER FREIHEIT und natürlich die neue Platte. Viel Spaß dabei.



partyausfall.de: Euer neues Album ist fertig und geht steil auf den Releasetermin am 29. Juni zu. Ist für euch also jetzt erst einmal Zeit zum Verschnaufen angesagt? Wie arbeitsreich waren die letzten Wochen im Hause DER WEG EINER FREIHEIT gewesen?

DWEF: Verschnaufen eher weniger, hehe. Wir haben momentan viel mit unserem Shop und den ganzen Vorbestellungen zu tun, schreiben haufenweise Emails in die ganze Welt, sprich der ganze Promoapparat läuft gerade auf Hochtouren. Als mühsame Arbeit sehe ich das ganze aber nicht, da mir das durchweg sehr viel Spaß macht und man dadurch immer wieder neue Leute kennenlernt und Kontakte knüpfen kann.

partyausfall.de: Auf jeden Fall Glückwunsch zu "Unstille". Ich persönliche finde, dass euch da ein wirklich großer Wurf gelungen ist (wie unsere Leser auch im zugehörigen Review hier nachlesen können). Wie zufrieden seid ihr? Oder wie groß ist der Perfektionismus-Grad bei euch, dass es in euren Augen vielleicht jetzt schon Sachen gibt, die ihr beim nächsten Mal unbedingt besser machen wollt?

DWEF: Danke, auch für das Review! Wir sind sehr zufrieden mit dem Album, haben all unsere Erwartungen und Ziele durchsetzen können und es lief eigentlich alles ohne größere Komplikationen ab. Es gibt zwar ein paar technische Kleinigkeiten, die wir während dem Aufnahmeprozess hätten besser machen können, aber man lernt ja nie aus.

partyausfall.de: Im Vergleich zur Vorgänger EP "Agonie" hat sich ja doch schon einiges im Sound verändert. Zählt das für dich als natürliche musikalische Weiterentwicklung oder habt ihr auf "Unstille" gezielt neue Wege bestritten?

DWEF: Ich denke, ich arbeite eher intuitiv und lasse einfach das kommen, was eben kommt. Klar wirkt sich meine Verfassung irgendwie auf die Stimmung der Songs aus, aber ich kann normalerweise nicht vorhersagen, wie der Song am Ende klingen wird oder eine bestimmte Atmosphäre erzwingen. Musik entwickelt sich und ich lasse diese Entwicklung gerne zu, ohne zu wissen, was am Ende herauskommt. Ich gehe viel lieber ohne klare Ziele ans Songwriting heran und lasse mich treiben. Zudem haben wir ja einen Drummerwechsel seit kurz nach der EP, was sich natürlich auch im Sound bemerkbar macht. Absichtlich etwas anders gemacht haben wir aber nicht, würde ich behaupten.

partyausfall.de: Es war ja zu vernehmen, dass ihr euch bei der Aufnahmesession ganz auf eure eigenen Hände und Ohren verlassen habt. Wie wirkte sich diese Doppelbelastung auf den Schaffensprozess des Albums aus, sowohl positiv als auch negativ?

DWEF: Mir persönlich macht die Arbeit im Studio ungemein Spaß, es ist eine ganz andere Erfahrung und ich habe die Aufnahmen nicht wirklich als zusätzliche Belastung, sondern eher als einen natürlich Bestandteil im Entstehungsprozess des Albums gesehen. Natürlich muss man sich dafür eine Menge Zeit nehmen, aber im Nachhinein gesehen war das ganze ein durchweg positives Erlebnis.

partyausfall.de: Nun seid ihr ja ein recht überschauliches Kollektiv von Musikern. Vielleicht kannst du unseren Lesern mal einen kurzen Einblick darin geben, wie im Hause DER WEG EINER FREIHEIT Musik entsteht?

DWEF: Erstmal brauche ich viel freie Zeit, um neues Material schreiben zu können. Ein voller Kopf ist für mich eine echte Inspirationsbremse. Ich schreibe die Songs zunächst komplett alleine, nehme sie vorab instrumental mit einem Drumcomputer auf und zeige sie dann meinen Kollegen. Wenn wir alle überzeugt sind, arbeiten wir ggf. noch an Details und machen uns dann an die Texte. Zum Jammen oder kreativen Proben ist es auf Grund unser Wohnsituation bisher noch nie gekommen.

partyausfall.de: Gerade im Falle "Unstille": seht ihr die Songs als Einzelstücke oder ist was zählt vielmehr die LP im Gesamtkontext?
DWEF: Man muss immer sehen, ob die Stücke auch einzeln funktionieren und ob sie dann nicht wie aus dem Zusammenhang heraus gerissen klingen. Ich finde bei "Unstille" ist es auch sehr gut möglich, die Stücke einzeln für sich alleine zu hören, auch wenn das Album insgesamt schon recht homogen klingt. Was aber vorwiegend daran liegt, dass alle Songs natürlich das gleiche Soundgewand besitzen aber auch weil sie in einem verhältnismäßig kleinem Zeitraum von unter einem Jahr entstanden sind. Im Endeffekt kommt es aber immer auf den Hörer an, was er mit dem Album anfängt. Ich denke, mancheiner könnte evtl. sogar eine Art Konzept oder roten Faden finden, der sich durch die Songs zieht - wobei wir diesem Gedanken zumindest nicht bewusst nachgegangen sind.

partyausfall.de: Im Vergleich zu vielen anderen Kollegen legt ihr ja doch noch viel Wert auf eine entsprechende Aufmachung eurer Musik, Stichwort Vinyl, etc. Für wie bedeutend schätzt ihr die Bedeutung des physischen Tonträgers noch ein? Habt ihr eventuell mit dem Gedanken gespielt, euch nur auf eine digitale Distribution via Bandcamp oder ähnlichem zu konzentrieren?

DWEF: Soweit ich weiß, sind unsere Sachen schon bei iTunes, Amazon usw. digital erhältlich und ich denke es wird auch bald eine Bandcamp-Seite von uns geben, auf der man alle unsere Songs streamen und herunterladen kann. Ich finde das an sich eine sehr gute Sache, nur darauf konzentrieren würde ich mich nicht, da ich selbst immer noch viel mehr Wert auf einen physikalischen Tonträger lege. Wenn ich eine persönliche Bindung an ein Album oder auch nur einen Song spüre, möchte ich auch etwas von der Band oder dem Künstler in der Hand haben, Dateien sind dafür kein Ersatz.

partyausfall.de: Im Presskit zu "Unstille" habe ich ja schon im Wald geschossene Bandfotos entdecken können. Irgendwie fehlen für meinen Geschmack immer noch haufenweise umgedrehte Kreuze, Schnee und Korpsepaint, von der durchschnittlichen Haarlänge ganz zu schweigen. Aber Spaß beiseite: wie sehr habt ihr mit Vorurteilen gegen euch und eure Musik zu kämpfen, gerade innerhalb der eingesessenen Black Metal-Szene?

DWEF: Haha, alles nur unnötiger Terz, der uns nicht interessiert. Immerhin gibt es für jeden was zu reden und damit kostenlose Promo für uns!

partyausfall.de: Auf eurer neuen Platte geht ihr schon an manchen Stellen recht unkonventionell zur Sache. Wie offen seid ihr im Rahmen von DER WEG EINER FREIHEIT für sehr untypische Einflüsse wie, sagen wir mal 8bit-Synthesizer, Cleanvocals oder Jazzparts?

DWEF: Im Bezug auf unsere Musik habe ich nicht vor aus dem klassischen Rahmen, sprich Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang auszubrechen. Das funktioniert so für uns am besten, wobei wir gerne auch experimentieren, was z.B. bestimmte Harmonien, Tonleitern oder Skalen betrifft. Jazzige Parts wären natürlich auch sehr interessant, wie auch cleaner Gesang. Elektronische Elemente wird man bei uns jedoch vergebens suchen, denke ich.

partyausfall.de: "Unstille" ist auch das erste Werk mit eurem ehemaligen Live-Drummer Tobias als Vollzeitmitglied. Und der verprügelt die Schießbude stellenweise doch gehörig. Wie aktiv war er am Songwriting des neuen Albums beteiligt?

DWEF: Tobias unterstützt uns nun schon seit Oktober 2010 - damals noch als Aushilfe, mittlerweile als festes Bandmitglied. Er hat sich wirklich schnell eingefunden, vielleicht liegt das auch ein Stück weit an seiner sehr offenen Person. Wir verstehen uns bestens und sind musikalisch vollkommen auf einer Wellenlänge, was sich vor allem beim gemeinsamen Musikmachen aber auch in anderen Angelegenheiten positiv bemerkbar macht. Auf seine Kappe geht natürlich der Großteil der Breaks und Fills auf "Unstille", die meiner Meinung nach das gesamte Drumming auf dem Album sehr stark hervorheben. Am eigentlichen Songwriting war er jedoch nicht beteiligt.

partyausfall.de: Kommen wir am Ende noch zu einem etwas unbequemen Thema, was aber meiner Meinung nach immer wieder einer Diskussion bedarf: Im Black Metal wird man leider immer wieder mit kontroversem braunem Gedankengut bzw. sagen wir mal "bewusst unpolitischer Einstellung" konfrontiert. Mich interessiert, wie ihr diesen Fakt einschätzt, gerade wo ihr eure Wurzeln ja doch etwas außerhalb der Szene habt?
DWEF: Ich will da jetzt keine große Sache draus machen, aber das mit unseren "Wurzeln" wird manchmal etwas falsch verstanden. Wir waren in den letzten Jahren viel in anderen Richtungen unterwegs und haben viele Menschen kennengelernt, mit denen wir heute sehr gut befreundet sind. Wir sind aber seit jeher mit dem (Black) Metal verbunden, haben mit dem ganzen Kram angefangen und unseren Horizont irgendwann eben auch anderen Dingen geöffnet. Aber zu deiner eigentlichen Frage, wir heißen diese ganze Thematik natürlich alles andere als gut. Für mich muss Musik Emotionen transportieren bzw. auslösen und Politik hat da rein gar nichts zu suchen. Die "Message", die durch die Texte ausgedrückt werden soll, ist für mich persönlich immer zweitrangig und im Falle von fragwürdigen politischen Einstellungen in der Musik sowieso völlig unnötig.

partyausfall.de: Wir nähern uns langsam dem Ende. Was ist bei euch für 2012 noch alles geplant?

DWEF: Erstmal steht natürlich die Veröffentlichung des Albums an, sowie einige Konzerte wie z.B. eine Releaseshow auf dem TNT Open Air in unserer Heimatstadt Würzburg, das Extremefest in Österreich und Deutschland, sowie weitere Gigs und Festivals. Alles nachzulesen auf unserer Homepage.

partyausfall.de: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Wir wünschen euch alles Gute für die nähere und fernere Zukunft. Die letzten Worte gehören euch.

DWEF: Vielen Dank dir auch für das Interview! Man sieht sich!

 

Bilder/Credits: der weg einer freiheit

Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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