Interviews

FINAL PRAYER

let it burn records; partyausfall.de; sören schaller / www.soerenschaller.com

Es ist immer wieder schön mit Bands ins Gespräch kommen zu können, die einen eine gefühlte Ewigkeit begleiten. So ein Interview bekommt dann schon einen ganz anderen Anstrich, wenn man selbst alle Platten im Schrank stehen und mehr als einmal richtig abgefeiert hat. Die Freude war also groß darüber, dass Flo, Gitarrist bei FINAL PRAYER, sich die Zeit genommen hat, uns im Interview Rede und Antwort zu stehen.

Natürlich geht es dabei vorrangig um das neue und bald erscheinende Album "I Am Not Afraid", welches schon in unserem Review vollkommen überzeugen konnte.

Was der Plattentitel für die Berliner bedeutet, wie "I Am Not Afraid" entstanden ist und wie das allgemeine Befinden innerhalb der Band so ist: hier bekommt ihr die Antworten.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen.



partyausfall.de: Hallo Jungs. Schön, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns ein paar Worte zu wechseln. Und da wir ja alle eine gute Kinderstube haben gleich einmal die Nachfrage: Wie geht es euch?

FINAL PRAYER: Hey Felix, vielen Dank der Nachfrage. Uns geht es bestens. Der größte Stress für die Arbeit am neuen Album liegt hinter uns und wir können uns langsam wieder auf die angenehmen Dinge im Bandleben konzentrieren. Shows spielen steht da natürlich ganz oben. Besonders auf die neuen Songs freuen wir uns sehr, da das bisherige Feedback auf das Album extrem positiv war.

partyausfall.de: Wie Einige sicherlich wissen werden, hattet ihr einen Besetzungswechsel in der Band. War die "Umgewöhnung" an ein neues Mitglied schwierig, schließlich wart ihr ja doch eine ganze Zeit lang in konstanter Besetzung unterwegs?

FINAL PRAYER: Ein Besetzungswechsel innerhalb einer Band ist natürlich nie leicht. Besonders nicht, wenn man so eng befreundet ist wie wir. Außerdem schweißen einen sieben Jahre, in denen man so manche Höhen und Tiefen durchschritten hat, zusammen und so haben wir uns mit dem Weggang von Felix sehr schwer getan. Seitdem Dennis (ehemals BLACK FRIDAY '29) in der Band ist, hat sich die Stimmung allerdings wieder deutlich verbessert. Er ist ein sehr netter und entspannter Typ und passt neben seinen musikalischen Fähigkeiten optimal in die Band.

partyausfall.de: Kommen wir zu eurem neusten Schaffenswerk. Natürlich eine Standardfloskel, aber wie zufrieden seid damit, wie eure neue Scheibe geworden ist? Inwiefern ist der Titel "I Am Not Afraid" vielleicht auch bezeichnend für euch als Musiker selbst?

FINAL PRAYER: Haha, so habe ich den Titel auch noch nicht interpretiert. Allerdings war der Entstehungsprozess in der Tat nicht einfach für uns. Obwohl wir mit dem "Filling The Void" Album sehr zufrieden waren, wollten wir einige Sachen anders machen. Wie sich das genau anhören sollte, wussten wir allerdings sehr lange selbst nicht, wodurch sich der Songwriting-Prozess entsprechend verlängert hat. Wir haben fertige Songs grundlegend in Frage gestellt, weiter daran gearbeitet und sie am Ende doch weggeworfen. Einige der Songs die es jetzt auf das Album geschafft haben sind deshalb schon relativ alt, einige sind erst unmittelbar vor unserem Studioaufenthalt entstanden. Wir waren daher tatsächlich etwas "ängstlich", wie sich das komplette Album anhören würde. Mit dem Resultat sind wir aber mehr als zufrieden und denken, dass die Songs auf "I Am Not Afraid" mit Abstand die besten sind, die wir bisher geschrieben haben.

partyausfall.de: Erzählt doch bitte etwas zum Entstehungsprozess? Funktioniert bei euch das Songwriting ganz oldschoolim Proberaum? Was ist das Rezept für einen richtig klassischen Final Prayer-Song? Wie ist bei euch da der Ablauf? Steht am Anfang die Idee bzw. der Text oder die Musik?

FINAL PRAYER: Ich denke, dass wir beim Songwriting in den meisten Dingen sehr traditionell Arbeiten. Meistens gibt es ein Riff oder eine Idee für ein Songelement, was dann im Proberaum mit anderen Ideen ergänzt wird. Es ist beispielsweise selten der Fall, dass jemand einen kompletten Song mit zur Probe bringt. Auf "I Am Not Afraid" haben wir es allerdings zum ersten mal geschafft, auch für uns die neuen Techniken des Homerecordings einzusetzen und konnten somit viel früher und intensiver als sonst mit dem Gesang arbeiten. Optimal ist es bei der Entstehung eines Songs immer dann gelaufen, wenn es schon bei den ersten Ideen für einen Song bereits Vorstellungen zum Gesang oder dem Inhalt des Textes gab. Auf diese Weise konnten wir die inhaltliche Aussage eines Songs stark mit der musikalischen verknüpfen und den Songs so viel Charakter mitgeben.

partyausfall.de: In wie weit denkt ihr während des Songwritingprozesses in Schubladen? Hat grundsätzlich jede musikalische Idee ihre Berechtigung oder denkt man beispielsweise bei zu progressiven Sachen dann doch, dass das nicht in den klassischen FP-Sound passt, den die Leute kennen und lieben?

FINAL PRAYER: Da der Musikgeschmack bei uns innerhalb der Band extrem weit gefächert ist, ist es für uns selbst schwierig die Songs in bestimmte Schubladen zu stecken. In einer der vorherigen Fragen habe ich ja bereits erwähnt, dass für uns bei diesem Album nicht ganz klar war, wo die Reise musikalisch eigentlich hingehen sollte. Ich denke zu Beginn des Songwriting-Prozesses hatte da jeder seine ganz eigenen Vorstellungen, die es im Laufe der Arbeit zu einer Einheit zu fassen galt. Machmal waren wir da wahrscheinlich eher ein Debattierklub als eine Band. Das jede Idee seine Berechtigung hat und wir sehr viel ausprobiert haben, hat dem Album aber insgesamt sehr geholfen, was man im Nachhinein vor allem an der Vielfältigkeit der Songs erkennen kann.

partyausfall.de: Erzählt uns doch etwas zu den Lyrics auf "I Am Not Afraid". Welche Dinge haben euch inspiriert und positiv oder auch negativ angeregt, einen Song darüber zu schreiben?

FINAL PRAYER: Hm, ich glaube wir hatten dieses Mal sehr viele Texte zur Verfügung. Da wir meistens über persönliche Erfahrungen oder Ereignisse schreiben oder einfach aktuelle Themen in unseren Texten verarbeiten, lag es wohl an den Geschehnissen dieser Zeit, dass uns das Schreiben relativ leicht gefallen ist. "I Am Not Afraid" ist unsere Antwort auf viele dieser Dinge. Kämpft wofür ihr steht, folgt euren Idealen und lasst euch nicht einschüchtern. Das Artwork ist beispielsweise eine Collage von Gesichtern von Personen, die für ihre Überzeugung gekämpft haben und dabei teilweise enorme Repressionen bis hin zum Tod in Kauf genommen haben. Dabei ging es uns nicht darum, ein Gesicht aus möglichst bekannten Leuten zusammen zu stellen, sondern ein Gesicht, das für die Gesamtheit der Ideen an die diese Leute geglaubt haben steht. Es steht somit für jeden, der an Ideale glaubt und dafür Tag für Tag eintritt. Sei es in Asien, Afrika, Europa oder vor der eigenen Haustür oder auf irgend einem S-Bahn Gleis wo gerade jemand vermöbelt wird. Show you're not afraid!
partyausfall.de: Bei euch gibt es ja auch oft Features zu hören. So waren ja beim Ideal-Cover "Berlin" auf der gleichnamigen EP Nico und Bernd am Start, bei "Heimathafen Kreuzberg" ist - wenn mich nicht alles täuscht - Jogges zu hören. Dass für euch Freundschaft und Zusammenhalt in der Szene von essentieller Bedeutung ist, brauche ich glaube ich nicht extra zu fragen. Vielmehr interessiert mich, wie ihr das bei den jüngeren Bands seht, mit denen ihr auf Shows oder Festivals so zusammen trefft? Denken die da ähnlich?

FINAL PRAYER: Ich denke und hoffe, dass es bei den meisten Bands wohl ähnlich ist. Auch wenn es für jüngere Bands heutzutage vielleicht schwieriger ist, die Besonderheiten dieser Szene zu erkennen, wertzuschätzen und zu nutzen. Viele verstehen einfach nicht, dass es nicht unbedingt darauf ankommt wie man aussieht, oder was man für Musik macht um zu dieser Szene zu gehören. Immerhin sind viele Bands mit den kommerziellen Auswüchsen dieser Zeit aufgewachsen. Für die ist es essentiell, dass man einen Manager hat, der einem erzählt, was man machen sollte, mit welchen Bands aus welchem Subgenre man spielen sollte und welche Kleidung man zu tragen hat. Das da der ein oder andere etwas verwirrt ist, kann ich schon verstehen.

partyausfall.de: Soundtechnisch haut einem "I Am Not Afraid" schon derbe ins Gesicht. Auf wen habt ihr euch bei den Aufnahme, Mix und Master verlassen?

FINAL PRAYER: Vielen Dank! Wir sind auch mehr als zufrieden mit dem Sound. Wie bei den letzten Aufnahmen, sind wir auch dieses Mal wieder zu Flo ins Daily Hero Studio gegangen. Zum einen fühlen wir uns dort sehr wohl und wissen um die Qualität von Flo's Aufnahmen, zum anderen können wir so immer wieder auf die Erfahrungen der letzten Projekte zurückgreifen, was ich als einen sehr großen Vorteil sehe. Mittlerweile verstehen wir, worauf es dem anderen ankommt und können uns bei vielen Dingen blind vertrauen. Gemastert wurde das ganze dieses mal von Time Tools in Hannover, einem Studio das klasse Referenzen hat und mit dem Flo schon oft zusammen gearbeitet hat.

partyausfall.de: Die Recordrelease-Party wird am 26. Mai in Kreuzberg stattfinden. Wo können euch unsere Leser weiterhin sehen? Sind schon größere Shows oder möglicherweise Touren für diesen Sommer geplant?

FINAL PRAYER: Erst mal kann ich jedem, der dieses Interview liest, die Release Show im Festsaal Kreuzberg ans Herz legen. Für uns gibt es einige Orte an denen wir sehr gerne spielen, allerdings bedeutet uns diese Show zur Veröffentlichung unseres Albums im eigenen Kiez eine Menge und wir hoffen, dass dieses Gefühl nach der Show bei allen angekommen ist.

Neben dieser Show werden wir noch zwei weitere Releaseshows an diesem Wochenende spielen. Eine wird in Frankfurt am Main im Elfer Club stattfinden, die andere im East Club in Bischofswerda. Anschließend spielen wir ein paar Shows den Sommer durch und basteln gerade an einer Tour zum Album für September.
partyausfall.de: Welche Musik läuft bei euch so im Player, wenn ihr nicht gerade die gemasterte Version von "I Am Not Afraid" probehört? Gibt es Geheimtipps, die ihr an dieser Stelle unbedingt los werden wollt?

FINAL PRAYER: Macs Geheimtip hieße sicherlich Pantera, haha. Ansonsten vielleicht die neue Empowerment zum Mitsingen, oder die neue Black Breath zum Kopfnicken, wie man gerade drauf ist. Immer gut ist natürlich Tragedy, Bolt Thrower oder irgend ein anderes Gemeter.

partyausfall.de: Abschließend: Ihr blickt mittlerweile auf einige Jahre in der deutschen und europäischen Hardcore-Szene zurück. Wie ist die Entwicklung gewesen, sowohl bei euch als auch allgemein? Könnt ihr diese "Früher war alles besser"- Attitude teilen, die man in den Clubs und Jugendzentren dieses Landes oft genug zu hören bekommt?

FINAL PRAYER: Von "früher war alles besser" halte ich eigentlich gar nichts. Wahrscheinlich war früher alles anders, aber vor früher war ja auch schon alles besser. Insofern geht es doch darum, wie man das Hier und Jetzt gestaltet, was sich übrigens als Denkansatz sehr oft in unseren Texten wiederfindet. "I Am Not Afraid" ist unser aktuellster Aufruf sein Umfeld aktiv selbst zu gestalten. Wenn dir eine Show nicht gefällt, mach' selbst eine. Wenn dir nicht gefällt was in dem Zine steht, oder du gar keine Zines mehr findest, macht selbst eins. Show You're Not Afraid! - und werde aktiv!

partyausfall.de: Okay, damit seid ihr entlassen. Vielen Dank für's Zeit Nehmen. Wir wünschen euch alles Gute weiterhin und viel Erfolg für "I Am Not Afraid". Die letzten Worte gehören euch.

Final Prayer: Vielen Dank! Vor allem für das Interview und die Möglichkeit unsere Ideen mitzuteilen. Ich hoffe wir sehen uns auf einigen Shows wieder, feiern zusammen, oder quatschen danach am Merchtisch oder der Theke.

Flo & FP

 

Bilder/Credits: let it burn records; partyausfall.de; sören schaller / www.soerenschaller.com

Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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