HILFE, MEIN SOJA-SCHNITZEL MACHT MICH DICK!

So, genug ausgekotzt, hallo zur aktuellen Ausgabe meiner Kolumne "Hardcore, Punk und andere Turbolenzen", und nachdem die erste Backpfeife rein schriftlicher Natur war, geht es weiter mit musikalischen Watschen, und die kommen aktuell in ganz großartiger Ausführung von der belgischen Band DAGGERS. Die Labelkollegen von BIRDS IN ROW, CALVAIIRE, DIREWOLVES und ELIZABETH, die allesamt auf dem bestechenden französischem Label Throatruiner Records gesignt sind, vollbringen auf ihrem aktuellen Release "It's Not Jazz, It's Blues" ein unglaublich betörendes Feuerwerk, welches seine Schönheit aus vertracktem Post Hardcore bezieht, der eine ganz eigene, ja obskure Stimmung erzeugt und musikalisch ganz weit vorne anzusiedeln ist. Knackig rotzig werden da Wände eingerissen und Grenzen niedergeschossen, was ein ansprechendes Chaos zur Folge hat, welches aber nie den roten Faden verlieren lässt. Keine Ahnung wie die Jungs das hinbekommen haben, aber das dritte Album von DAGGERS ist einfach eine Macht. Und wie viele andere Platten aus dem Hause Throatruiner Records als kostenloser Download verfügbar: store.throatruinerrecords.com

Nachdem ich vor einigen Wochen DIE NERVEN kennenlernen durfte (ich berichtete), habe ich mich gleich mal auf die Homepage ihres Labels This Charming Man begeben, um mir das gute Stück "Fun" auf Vinyl zu ergattern. Dabei kam ich nicht umhin, auch die aktuellen Werke von MESSER und FJØRT in den Warenkorb zu manövrieren. Generell vermag es deutschsprachige Musik mich derzeit enorm anzusprechen, was vorrangig der hohen Qualität auf vielen Ebenen geschuldet ist. Nachdem der Februar ganz im Zeichen von JA, PANIK und ihrer tollen Langrille "Libertatia" stand, welche mich durch die immens hohe Hitdichte und die schicken Lyrics doch ein Zeit lang süchtig gemacht hat und deren Live-Darbietung im Stuttgarter Keller Klub mich in Verzückung gerieten ließ, waren es die letzten Wochen eben jene drei Bands, die vorrangig meinen Player in Beschlag nahmen. Als ich das Paket mit den drei Platten auspackte, musste ich erst einmal schmunzeln: Der inhaltliche Blick der Bands scheint vorrangig auf die individuelle Ebene geworfen, haben doch sowohl "Fun" als auch "D´accord" und das nicht mehr ganz so aktuelle "Die Unsichtbaren" ein Portrait einer einzelnen Person auf dem Cover.


FJØRT als dritte Band im besagtem TCM-Bunde schlägt dann weitaus härtere Töne an. Die Band, die mich mit ihrem Erstling "Demontage" vor knapp 1,5 Jahren eiskalt an die Wand gebügelt hat, durchpflügt die Nächte mit rasierendem Post Hardcore, der mal in blinder Rage wildernd unterwegs ist und sich verkämpft, dann wieder stillere Töne anschlägt, die in hymnische Passagen und enorm viel Gänsehaut münden. "D´accord" ist wieder verdammt groß geworden; die Band aus Aachen ist für mich ein Fackelträger von modernem, anspruchsvollem Hardcore, der keine Grenzen kennt, aber auch nie vergisst, wo er herkommt. Der mutig ist, aber die Qualität stets siegen lässt. Ich hoffe auf mehr und lasse mich weiter treiben.
Als Abschluss gibt es dieses Mal ein kleines Stück Musikgeschichte in Form einen schicken Video-Fundstücks. UK SUBS haben sich 1976 in London gegründet und sind eine der ersten Punkbands auf unserem Planeten. Dementsprechend haben sie eine ganze Ära geprägt und ihr Anteil am ersten Punkhype in UK ist definitiv kein kleiner, genauso aber schrumpfte das Interesse an der Band mit Beginn der 80er Jahre auch wieder und UK SUBS, die an sich noch bestehen, haben ihren Sound mehrfach in verschiedene Richtungen bewegt. Wir wollen hier kurz auf ihre Hochzeit zurückblicken, in der auch Auftritte bei Top Of The Pops zum Programm gehörte, was nachfolgend sehr anschaulich anzusehen ist. Die Drums auf ihrem Hit "Stranglehold" marschieren tight durch, es gibt simple, aber enorm treffsichere Gitarrenarbeit, der Bass brummt und die britischen Vocals werden mit Schmackes herausposaunt. Die Hook geht zudem gut ins Ohr, was will man mehr. Dass das besungene Mädchen bei TOTP nicht mehr 13 sondern 18 ist, steht zwar nicht gerade dafür, dass sich die Herren nicht verbiegen lassen, aber vielleicht muss man sich auch hin und wieder eingestehen, dass Punk nur selten das war, wofür es im Großen und Ganzen gehalten wurde. Damals wie heute.
"Five seven eight nine ten, you want more? We'll do it again!"
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