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CHIMAIRA - THE AGE OF HELL

Eintragen am: 22.08.2011

CHIMAIRA - THE AGE OF HELL
Moderner, leicht proggy angehauchter Metal - ja, das erwartet man von Chimaira. Auch auf ihrem neuen Album "The Age Of Hell". Nach meinem urpersönlichen Empfinden ist es ein bisschen still geworden um die Clevelander - die beiden Nachfolger zur selbstbetitelten Scheibe anno 2005 konnten mich nicht mehr wirklich überzeugen, waren sie doch irgendwie zu gedrosselt, sowohl was das Tempo, als auch die Qualität angeht. So langsam könnte hier mal wieder die Betriebsbremse gelöst und ein neues heißes Eisen aus dem Feuer geholt werden. Was ist denn heute eigentlich los mit dem übermäßigen Gebrauch von sprachlichen Bildern - muss wohl an dem überhitzten und vollgestopften Regionalexpress liegen, in dem ich gerade sitze und diese Zeilen auf's digitale Papier bringe.

Ein kurzes, industrialmäßiges Intro, kurze Pause, Blasttakt, treibende Stoner-Riffs: Ohja, so will man das hören. Nix grandios Neues zwar, aber meilenweit besser als all das, woran ich mich spontan auf den letzten zwei Alben erinnern kann. Gut, vielleicht hätte ich mich bezüglich des Albumtitels bzw. dem gerade zu hörenden Opener doch umentschieden - "The Age Of Hell". Keine Ahnung, das ist irgendwie so wie die Vokabel "vengeance" im Hardcore oder Moshparts mit abgedämpften Leersaiten. Aber okay, Namen sind Schall und Rauch und die musikalische Umsetzung jedenfalls kann Einiges. Genauso verhält es sich mit dem darauffolgenden "Clockwork", welches noch weitaus epischer und atmosphärischer daher kommt. Vor allem dieser Synthesizer-Part im Mittelteil erinnert mich irgendwie zur Hälfte an den Soundtrack zum Weltraumspiel "X - Beyond the Frontier" (man möge mir diesen Vergleich verzeihen, ist dieses Spiel doch eine gewisse Kindheitserinnerung, welche als Vollversion auf der Heft-CD eines "Spielefachmagazin" enthalten war, welches zur Verdummungspresse mit den vier Buchstaben gehört), zur anderen Hälfte an Hans Zimmers frühere Werke (Crimson Tide - "1SQ/3.00", wem das etwas sagt) erinnert - ganz groß auf jeden Fall.

Mit den folgenden zwei Songs wird das Songwriting eher wieder in die Midtempo-Regionen zurückgeschraubt, moshig, mächtig, jedoch ohne die melodische Ausprägung vermissen zu lassen. Dazu am Ende von Track vier ("Time is running out") ein Solo, welches auch Zakk Wylde gut zu Gesicht gestanden hätte - sowieso erinnert der Song im Allgemeinen etwas an Black Label Society, durchaus ein Anzeichen für die Vielschichtigkeit von "The Age Of Hell". Auch weiterhin bleibt die Qualität hoch und ich sehe schon, dass mich Chimaira erstmals seit 2005 wieder zum Versöhnen bewegen können. Nicht, dass denen das irgendetwas bedeuten würde - ich meine nur. Gerade solche Brecher wie "Born in blood" erwarte ich ganz persönlich vom weiten Feld des Modern Metal, zu dem die Jungs ja weithin zugeordnet werden - so ein bisschen Meshugga-Riffing, eine Prise Whitechapel am Mikro und einen gediegenen Moshpart zum Ende. Große Empfehlung noch zum Ende hin: das abschließende "Samsara" ist ein krasses Beispiel für großartiges Songwriting. Rein instrumental zwar, durchlebt der Song einen Stimmungswechsel nach dem anderen, bleibt über die sechs Minuten aber stets hörbar und spannend.

Ein gutes Album ist es also geworden, "The Age Of Hell". Ich persönlich hätte es fast nicht mehr gedacht, dass mir Chimaira mal wieder gefallen könnten, aber das haben sie hiermit geschafft. Sicherlich werden Einige meine Einwände gegenüber den letzten beiden Alben nicht unbedingt teilen können, da es einfach so ein persönliches Empfinden ist. Wer die Jungs aber mit "Chimaira" kennen und lieben gelernt hat, macht mit einer Neuanschaffung 2011 und diesem Album definitiv nichts falsch. Und das ist eigentlich umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass vor dem Entstehungsprozess Basser, Drummer und Synthesizer-Verantwortlicher die Bühne verließen.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 8 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 51:33 min

Label: Eone Music www.eonemusic.com

Band: www.chimaira.com

Tracklist:

01. The Age Of Hell
02. Clockwork
03. Losing My Mind
04. Time Is Running Out
05. Year Of The Snake
06. Beyond The Grave
07. Born In Blood
08. Stoma
09. Powerless
10. Trigger Finger
11. Scapegoat
12. Samsara

Discografie:

2011 - The Age Of Hell
2009 - The Infection
2007 - Resurrection
2005 - Chimaira
2003 - The Impossibility Of Reason
2001 - Pass Out Of Existence

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