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LEONS MASSACRE - TURNING POINT

Eintragen am: 11.11.2012

LEONS MASSACRE - TURNING POINT
Post Hardcore Avantgarde - klingt unhandlich, könnte aber interessant werden. Leons Massacre haben sich 2009 gegründet und sind fünf Österreicher, die bereits 2011 ihr erstes Album herausgebracht haben. Schnelle Truppe also, denn mit "Turning Point" steht schon die zweite Langrille der Band ins Haus und versucht sich als es etwas ganz Besonderes darzustellen. Post Hardcore Avantgarde, keine Schubladen, viele Finessen - all das soll die Hörenden erwarten. Klingt nach Größerem, nach Fortschritt. Den kann man jedoch lange suchen, denn die fünf Österreicher reiten allein auf vorgefertigten Pfaden.

Dass man es hier nämlich nur angeblich mit einer übertollen Platte zu tun hat, merkt man bereits nach dem einmütigen Intro. Klar, Rad erfinden und so, aber wer vorgibt, kreativ und innovativ zu sein, würde niemals auf die Idee kommen, eine Minute die Sechssaiter pfiepen zu lassen und ein bißchen auf den Toms herumzupochen. So kommt erstens keine Stimmung auf und zweitens gab es dies wahrscheinlich schon tausende Male auf anderen Platten zu hören. Mit Selbstbeschreibungen sollte man halt ein wenig vorsichtig umgehen. Geht "Turning Point" dann los, bekommt man Metalcore um die Ohren gehauen, der nicht nur mit einer kraftvollen Produktion daherkommt, sondern auch sämtliche Facetten beinhaltet, die in dem letzten Jahrzehnt in das Genre integriert wurden. So gibt es neben den typischen Metalcore-Riffs, die größtenteils recht ansprechend klingen, fiese Mosh-Einlagen, nur minder begeistern könnender Klargesang, tiefe Growls, kurze jazzige Momente und ein paar Disharmonien.

Die Jungs beherrschen ihre Instrumente und schreiben auch abwechslungsreiche Tracks, können aber die Hörenden nicht so richtig vereinnahmen. Das liegt an der Vorhersehbarkeit der Songstrukturen, aber auch an der Beliebigkeit einzelner Songpassagen. Jene wirken wahllos aneinander geschoben und dadurch oft nicht organisch aufeinander aufbauend. Es knallt, mal schnell, mal langsam, hier Melodie, da Stumpf, dort Gesang, hier Gebrüll, immer in verschiedenen Reihenfolgen, aber irgendwie nie so richtig ergiebig und vor allem nicht natürlich gewachsen. Die Band versucht einfach zu jeder Zeit alles abzudecken, verliert dabei aber das Wesentliche aus den Augen, die Eigenheiten eines jeden Songs, egal ob basierend auf Text, Atmosphäre oder eben der Musik.

Ein weiteres Element des Sounds von Leons Massacre sind die vielen Rap-Passagen, die genau wie die restlichen Texte (welche größtenteils furchtbar sind) in englischer Sprache verfasst wurden. Das ist einerseits mutig, jedoch andererseits einfach eine immense Herausforderung, da Sprechgesang eine Kunst ist, die viel zu viele nur meinen beherrschen zu können. Leons Massacre kacken raptechnisch nicht komplett ab, aber es klingt einfach 08/15 und langweilig. Zudem sollten Deutschsprachige einfach nicht englisch rappen - das gilt auch für Österreicher. Ein Pluspunkt der Platte ist ganz klar die Produktion. Ohne der immensen Kraft, den klaren Klängen und den drückenden Bässen würde "Turning Point" recht schnell im Sande verlaufen. Ein Dubstep-Remix von "Gunfire" setzt dann den Schlusspunkt, welcher nicht sehr positiv ausfällt: selten gab es einen einfallsloseren Dubstep-Track, und das auch noch in Zeiten wie diesen. Langweiliges Pfiepen, lahme Drums und ein paar nervige Piepser, da hat man den avantgardistischen Ansprüchen schnell musikalische Grenzen gesetzt.

"Turning Point" ist insgesamt nicht schlecht, aber eben auch nicht richtig gut. Leons Massacre wollen ihre Muskeln spielen lassen und ihre Skills präsentieren, scheitern jedoch an ihrer rein auf das Quantitative ausgelegten Herangehensweise. Weniger ist da definitiv mehr, gerade da die Jungs ihre Instrumente im Griff haben. Kann man auf die Jugend schieben, aber auch auf das Schielen in Richtung Publikum. So soll es definitiv noch nicht das Wahre sein.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 6 / 10 Punkte
Autor: KingpinRegistriert: 28.05.2004 - Verfasste Artikel: 347 - Forenposts: 757 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 46:20 min

Label: Noizgate Records www.noizgate.com

Band: www.facebook.com

Tracklist:

01. Intro
02. Salvation Or Illusion
03. Scene Of The Massacre
04. Phantom Black
05. Sorry
06. Gunfire
07. A Fallen Prophet
08. Rebirth
09. Chasing Dreams
10. Turning Point
11. Blackout
12. Gunfire (dubstep Remix By 4corners Crew)

Discografie:

2012 - Turning Point Lp
2011 - World=exile Lp

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