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MALCOLM RIVERS - SELFTITLED EP

Eintragen am: 22.11.2011

MALCOLM RIVERS - SELFTITLED EP
Deutscher Hardcore, der sich möglichst viele Stühle ranholt, um sich auch ja zwischen sie setzen zu können, Metal-, Metalcore-, Deathcore- und allerlei Electronic-Einflüsse - ohja, da freut sich der Partyausfall-Redakteur und überlegt, wie lange der letzte Verriss eigentlich schon her ist. Aber... wie kann das nur sein? Sollte es an der Debüt-EP von Malcom Rivers aus Münster tatächlich überhaupt nichts zum Zerreißen geben? Es macht beinahe den Anschein und ich lasse mal ein Statement ab, dass ich mir eigentlich für die nächste Madball-Show aufheben wollte: Hardcore mit Electro funktioniert!

Und damit meine ich nicht dieses komische Gebräu, wo allerhand drin ist, am wenigsten aber "richtige" Hardcore-Trademarks. Auf ihrer selbstbetitelten EP gehen Malcolm Rivers da einen völlig anderen Weg, sind auf einer Hand weitaus klassischer, back to the roots, wie auch immer man das nennen will. Gleichzeitig aber so vielfältig und mit einer eigenen Note, die ich doch schon sehr bewundern muss.

Entstanden ist die EP schon anfang 2011, mir aber erst in der zweiten Hälfte diesen Jahres in die Hände gefallen. Beginnen tun Malcolm Rivers eigentlich noch recht standesgemäß mit dem Intro "An introduction" (klingt logisch), ein bisschen D'n'B hier, ein paar 80s-touched-Synthesizer da. Alles noch recht gezähmt, wenn auch in einem durchaus ansehnlichen Soundgewand und definitiv produziert von jemandem, der schon mal Erfahrung damit gesammelt hat. Weiter geht es mit "Shiva's dance", was dann doch Befürchtungen hochkochen lässt, aufgrund des etwas billigen Breakdown-Gebolzes am Anfang. Aber beim Schreiben dieser Zeilen weiß ich ja bereits, wie die Geschichte ausgeht. Denn entgegen den Erwartungen folgt darauf ein ziemlich oldschoolig angehauchter Verse, dezent mit einer recht simplen Synthesizer-Melodie, die anfangs zugegebenermaßen noch etwas deplatziert daher kommt. Das ändert sich aber mit steigender Anzahl an Durchläufen und mittlerweile geht mir das richtig gut rein. Darauf folgt der (fast obligatorische) Clean-Chorus, aber ohne Autotune, dafür mit viel A Day To Remember in der Luft und den Textphrasen "We sing and we dance/ To keep the balance/ You have no idea/ What happens when/ We don't dance". Okay, das klingt jetzt vielleicht gelesen ein bisschen komisch, passt aber an sich sehr gut in das Musikalische rein.

Sehr gut geht es auch weiter, sei es mal härter wie auf dem nachfolgenden "The cage", screamo-lastiger wie bei "Lost" oder auch mal episch-orchestral bei "An interlude" (ja, die Logik ist wirklich zugegen auf der Scheibe). Vorteil hierbei, dass einzelne Ideen nicht bis aufs Letzte ausgeweitet werden und so recht schnell ihre Spritzigkeit verlieren. Das fällt gerade bei dem erwähnten Interlude auf: ein wirklich gutes Arrangement, dass trotz offensichtlichem Synthesizereinsatz doch erstaunlich authentisch klingt und wirklich nur eine knappe halbe Minute andauert. Auf den Punkt, könnte man sagen.

Auch die folgenden drei Songs halten die Qualität oben, allen voran das eher schnellere "Between cold and ice" und der grandiose Rausschmeißer "Identity", der dank der Art und Weise der Vocals und den Textzeilen ganz am Ende , unter anderem "... ein Mensch ringt nach Luft/ reduziert, streng gehalten, lässt Puppen tanzen auf und wieder zurück/ Glück, verworfen Stück für Stück" (ich hoffe, ich habe das jetzt richtig rausgehört, denn genau die Zeilen stehen nicht im Booklet), wohlig an alte Narziss-Scheiben erinnert. Dass vorher ein Synthesizer-/Gitarren-Solo und nachher richtig mitreißende Crew-Vocals kommen, macht den Song nur noch umso besser - ganz großes Kino!

Alles in allem ist das also einfach mal richtig gut, was Malcolm Rivers hier abliefern. Sicherlich wird die EP nicht für jeden was sein, denn der berühmte Blick über den Tellerrand darf auch hier nicht fehlen. Für alle, die auf modernen Hardcore stehen und auch alten Genrevorreitern wie Narziss oder A Traitor Like Judas nicht abgeneigt sind und gleichzeitig auch mal gerne (metaphorisch) in der Disse abhängen, die sollten unbedingt mal reinhören.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 8 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 25:26 min

Label: Diy

Band: www.facebook.com

Tracklist:

01. An Introduction
02. Shiva's Dance
03. The Cage
04. Lost
05. An Interlude
06. Between Cold And Ice
07. An Interruption
08. Identity

Discografie:

2011 - Malcolm Rivers Ep