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RIPLAY - LOOSE EP

Eintragen am: 08.09.2012

RIPLAY - LOOSE EP
Hoppla, was ist denn das? Fünf junge Männer aus Thüringen - das Land ist klein genug, dass sich die Mitglieder erlauben können, in verschiedenen Städten wohnhaft zu sein - liefern hier eine EP mit Prädikat "Empfehlenswert" ab, die ich gerade gar nicht ausschalten mag, weil mich die Welt, in die ich entführt werde, so sehr fasziniert.

Diese fünf Jungens nennen sich RIPLAY und bringen mit "Loose" ihre erste EP heraus, die selbständig produziert wurde und deren Größe und Progressivität mit dem ersten Song nur schwer zu erahnen ist. Zu sehr nach Schema F klingt es zunächst, als "Catrina" aus meinen Boxen schallt. Mit guten, aber wenig innovativen Metalcore-Elementen wird der Song eingeleitet und schließlich wird auch noch cleaner Gesang eingesetzt - nicht mein Ding, denke ich mir. Zumindest ist die Qualität der Shouts von Christopher ziemlich rar, was auch beim nächsten Mal eine Wiedererkennungsgarantie zu werden scheint. Erst zum Ende des Songs deuten RIPLAY an, was mich zusehends weiter überzeugen wird. Doch dazu später.

"Getting In Shape" ist stilistisch ebenfalls noch näher am Metalcore denn am HC gebaut, orientiert sich aber sukzessive davon weg. An die Stimme des zweiten Sängers habe ich mich mittlerweile gewöhnt, was auch an den Melodien liegen mag, die nun intoniert werden. Zur Hälfte des Songs noch ein ordentlicher Break, nachdem zum Moshen übergegangen werden kann und ich denke regelmäßig an DEADLOCK - nur mit einem Sänger anstelle einer Sängerin. Aber DEADLOCK sind nicht RIPLAY und RIPLAY sind nicht DEADLOCK - sonst hießen sie gleich und hätten beide eine Frau in ihren Reihen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass meine anfangs assoziierte Klangverwandtschaft alsbald mit dem dritten Track "One Way Ticket To Modernism" sofort revidiert werden muss. Dieser wird wundervoll mit Ambiente-Klängen eingeleitet, ehe sich die Kritik an Individualismus, Materialismus und (bzw. eben) (Post-)Moderne in der kurzen aber traurigen Geschichte um Taylor und Wes manifestiert. RIPLAY überzeugen mit intelligentem Song- und Storywriting. Dies setzt sich auch bei "About Face" fort: einem eher gefühlsduseligem Lied mit Feuerzeugmomenten in der Mitte. Doch weil solche Feuerzeuge irgendwann auch heiß werden in der Hand, ergreifen RIPLAY nach zwei Minuten "Ruhe" selbst die Initiative und lassen den Track in einem beeindruckend kraftvollen Outro kulminieren, in der die Fertigkeiten von den Gitarren und den Drums von den Hörenden bewundert werden können. Und technisch haben die Jungs es drauf - das steht außer Frage. Mit "Fayn" wird die Scheibe dann angemessen abgerundet. Hier jetzt ein paar Effekte an die Stimmen gelegt, ein wahnsinnig schön melodiöses Gitarrenspiel mit progressivem Riffing und ein träumerisches Outro. Mich haben die Jungs.

Es ist immer wieder schön zu erleben, wenn sich vielversprechende Neulinge ans Werk machen und sogleich Verheißungsvolles kreieren können. "Loose" ist eine sehr interessante Scheibe geworden, deren Nachfolgeaufnahmen für meinen Geschmack jedoch einerseits etwas mehr Charisma im Gesang (bzw. weniger cleane Momente) und andererseits eine eindeutigere Positionierung zum Metalcore (ob nun hin oder weg davon) gut tun würde. Die Wurzeln sind unüberhörbar und gestatten es mir nicht, den fünf Thüringern bei ihrer Schubladenwahl zuzustimmen - aber das ist ja durchaus Jammern auf hohem Niveau. RIPLAY sollten sich diejenigen merken, die sich abseits der Szeneentwicklungen des heutigen Metalcore auch neuartige Interpretationen des Selbigen hingeben wollen. Die dreiundzwanzig Minuten haben sich allemal gelohnt - und zwar mehrfach!

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 7 / 10 Punkte
Autor: KaesekuchenHALRegistriert: 26.04.2012 - Verfasste Artikel: 20 - Forenposts: 37 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 23:31 min

Label: Diy

Band: www.facebook.com

Tracklist:

01. Catrina
02. Getting In Shape
03. One Way Ticket To Modernism
04. About Face
05. Fayn

Discografie:

2012 - Loose Ep

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