Die aktuellen Infos und neuesten Pressemitteilungen in dem Indymedia-Bericht:
Aktionen gegen Nazi-Treffen am 11.6. in Jena
http://de.indymedia.org/2005/06/119249.shtml
Siehe auch:
http://erfurt.staughton.indypgh.org/news/2005/06/71.php
http://de.wikinews.org/wiki/Vielf%C3%A4 ... 6._in_Jena
Stadtpläne ebd. und unter
http://www.infoladen.de/sljena/nazis-st ... -karte.pdf
Vielfältige Aktionen gegen das internationale Neonazi-Treffen am 11.6. in Jena
Gegen das für den 11.6. unter dem Motto "Fest der Völker" geplante europaweite Neonazitreffen hat sich in der Stadt Jena eine breite Ablehnungsfront formiert, die von der Antifa bis weit in die bürgerliche Mitte reicht und zum Teil sogar auch das rechtskonservative Spektrum miteinbezieht. In der Woche vor dem 11.6. und insbesondere an dem Samstag selbst geben zahlreiche verschiedene Demonstrationen, Kundgebungen und Feste die Möglichkeit, seinen Protest gegen das Neonazitreffen und die dahinter stehende menschenverachtende Ideologie zum Ausdruck zu bringen.
Am 11. Juni 2005 wollen Neonazis aus ganz Europa auf dem Jenaer Marktplatz ein "Fest der Völker" zelebrieren. Erwartet werden mehrere tausend TeilnehmerInnen. Ein Blick auf die geplanten Redner und Bands zeigt deutlich, dass es sich um ein Konzert zur Unterstützung des internationalen Neonazi-Musiknetzwerkes "Blood and Honour" handelt. Siehe hierzu: Europaweites Neonazitreffen am 11.6. in Jena:
http://www.de.indymedia.org/2005/04/111915.shtml
In der vorigen Woche bestätigte das Verwaltungsgericht Gera das von der Stadt Jena erlassene Verbot der NPD-Kundgebung "Fest der Völker" auf dem Marktplatz in Jena. Das Verbot betrifft jedoch nur den Marktplatz als Veranstaltungsort, nicht die Veranstaltung als solches. Ausserdem hat die Anwältin der Neonazis, Gisa Pahl aus Hamburg, Beschwerde gegen das Geraer Urteil beim Thüringer Oberverwaltungsgericht Weimar einlegt. Darüber hinaus hat der Bundesgeschäftsführer der NPD und Landesvorsitzende der NPD Thüringen, Frank Schwerdt, angekündigt, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Selbst der in der Stadtvervaltung Jena für Sicherheit zuständige Dezernent Frank Jauch hält es für möglich, dass die NPD-Veranstaltung an einem anderen Platz neu angemeldet wird und die juristische Auseinandersetzung damit erneut beginnen würde. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass an diesem Tag das geplante internationale Neonazi-Treffen in Jena oder der Umgebung stattfindet.
Verbot des Nazi-Festes in Jena bestätigt:
http://de.indymedia.org//2005/06/118587.shtml
In den letzten Monaten und Wochen mobilisierten antifaschistische Gruppen auf breiter Front bundesweit und in auch den europäischen Nachbarländern gegen des "Fest der Völker" und führten mehrere Protestaktionen durch. So wurden z.B. in der Woche vom 8. bis 13. Mai die Websites der NPD Jena, das Nationalen Widerstand Jena und die Spezialseiten zum "Fest der Völker" gehackt (./hackthenazis aktionswoche:
http://de.indymedia.org//2005/05/115417.shtml ). Am frühen Morgen nach dem "Männertag" übernahm ein "Autonomes Kommando Wecken" (AKW) die Funktion des Hahnes im beschaulichen Stadtteil Lobeda vor dem Wohn- und Schulungsprojekt der Organisatoren des Nazifestes ( Jena: Good morning, white pride!:
http://de.indymedia.org/2005/05/115464.shtml ) und am Samstag, den 28. Mai, blockierten etwa 40 junge Antifaschisten und Antifaschistinnen die Zufahrt vor dem selben Haus in der Jenaischen Strasse 25, um die Abfahrt von Ralf Wohlleben, der auch den an diesem Tag in Weimar stattfindenden "4. Thüringentag der nationalen Jugend" angemeldet hatte, zumindest zu verzögern ( Blockade in Jena von Polizei geräumt:
http://de.indymedia.org//2005/05/118310.shtml ; Breiter Bürgerprotest in Weimar:
http://de.indymedia.org/2005/05/118306.shtml ).
Schon seit langem sieht mensch fast an jeder Strassenecke und -laterne der Stadt verschiedene Plakate und Aufrufe, die sich gegen das "Fest der Völker" wenden. Zum Protest aufgerufen haben neben verschiedenen Antifa-Gruppen auch der "Runde Tisch für Demokratie", der Oberbürgermeister und alle im Stadtrat vertretenen Parteien, die Studentenräte der Uni und der Fachhochschule Jena, Gewerkschaften, die Handwerkerinnung, das Theaterhaus Jena, zahlreiche Verbände und Vereine und viele andere mehr.
Von heute bis zum Freitag wird jeden Tag 17 Uhr zum Friedensgebet in die Stadtkirche eingeladen. Anschliessend werden vor der Kirche jeden Abend 17.15 Uhr Demonstrationen gegen die Neonazis beginnen und ihren Verlauf um das Stadtzentrum nehmen. Der Sprecher der vom Runden Tisch für Demokratie organisierten Kundgebungen äusserte seine Hoffnung, "dass es jeden Abend mehr Teilnehmer werden, dass jeder am nächsten Abend noch Freunde und Bekannte mitbringt, so dass wir am Vorabend, dem 10. Juni, 10 000 Teilnehmer haben". Jeweils 18 Uhr wollen StudentInnen und DoktorandInnen der Friedrich-Schiller-Universität eine symbolische Putzaktion auf fünf öffentlichen Plätzen in Jena durchführen. Die "Putzkolonne" trifft sich täglich, um zu reinigen und mit Flyern und Transparenten auf Gegenaktionen zum so genannten "Fest der Völker" aufmerksam zu machen. Auch diese Aktion hat das Ziel, möglichst viele BürgerInnen für den friedlichen Widerstand gegen den geplanten Nazi-Aufmarsch am 11. Juni zu mobilisieren. ("Kehraus - unsere Stadt bleibt sauber":
http://www.idw-online.de/pages/de/news115280 )
Am 11.6. selbst werden zahlreiche Demonstrationen, Kundgebungen und Feste in Jena stattfinden. Die Junge Gemeinde Stadtmitte veranstaltet ab 10 Uhr eine Kundgebung in der Johannisstrasse unter dem Motto "Nazis entgegentreten - Fest der Völker verhindern!" mit Infos, Musik, Café usw. zu Aktionen gegen die Neonazi-Veranstaltung und einem abendlichen Konzert in JG mit den Bands Lex Barker Experience, Sasson und Oi Polloi (angefragt;
http://www.jg-stadtmitte.de/index2.html ). Das Theaterhaus Jena lädt für den Samstag von 11 bis ca. 23 Uhr zu einem Theater- und Strassenfest rund um das Theaterhaus ein (
http://www.jenaonline.de/events/th/wir_bleiben_hier.htm ). Auf der Rasenmühleninsel findet ein deutsch-französisches Blasmusikfest und im Universitätssportzentrum in der Jenaer Oberaue das traditionelle Hanfried-Turnier des Universitätssportvereins (USV) Jena und des Hochschulsports der Universität statt. Allein zu dem bedeutendsten „Spielfest“ in Thüringen werden weit über 1000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen erwartet (
http://www.usvjena.de/ ). Die Stadt selbst plant eine Veranstaltung mit mehreren Künstlern und namhaften Rednern auf dem Marktplatz.
Die Studierenden der FSU und der Fachhochschule treffen sich 10 Uhr auf dem Uni-Campus (Ernst-Abbe-Platz) zu vielfältigen Aktionen gegen rechtes Gedankengut (
http://www.fh-jena.de/stura/stura/index ... tt_news=53 ). 13 Uhr startet von hier eine Demonstration unter dem Motto "Für Integration und Toleranz".
Die Grünen und die Grüne Jugend Thüringen erinnern mit einem Informationsstand und einem Gedenken am Westbahnhof an die Deportationen von Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma und anderen Opfern des NS-Regimes (
http://www.gj-thueringen.de/termine.htm ).
Verschiedene antifaschistische Gruppen werden sich auf mehreren Kundgebungen und einer bundesweiten Antifa-Demonstration "Gegen Geschichtsrevisionismus und die Verherrlichung des Nationalsozialismus" aussprechen. Da die Mobilisierung für die Aktionen gegen das Neonazi-Treffen bundesweit schon einige Zeit und sehr erfolgreich läuft und sogar mehrere Nachbarländer umfasst, wird sich dies hoffentlich auch in den TeilnehmerInnenzahlen niederschlagen. Es dürfte eine der grösseren Antifa-Demos in diesem Sommer werden, zu dem unter anderem auch TeilnehmerInnen aus den Niederlanden, Österreich, Italien, der Tschechischen Republik und der Slowakei erwartet werden.
Die Aktionen starten 11 Uhr auf dem Parkplatz Am Gries mit einem mahnenden Gedenken an die Massaker der deutschen Wehrmacht und der SS in Lidice (Tschechien), Distomo (Griechenland), Oradour-sur-Glane und Tulle (beide Frankreich), die sich alle am 9. bzw. 10. Juni jähren. In Redebeiträgen, auf Informationstafeln, Flyern, mit Dokumentarfilmen usw. unter anderem des Hamburger Arbeitskreises Distomo (
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/ak-distomo/ ) und der Gedenkstätte in Lidice (
http://www.lidice-memorial.cz/ ) wird an die Massaker selbst erinnert und der heutige Umgang mit den Opfern thematisiert.
Unmittelbar im Anschluss beginnt gegen 13 Uhr die antifaschistische Demonstration, die über die Strassen Wenigenjenaer Ufer, Wiesenbrücke, Wiesenstrasse, Löbstedter Strasse und Am Anger auf den Parkplatz Am Inselplatz (ehem. Kaufhaus Horten) führt. Hier findet 14 Uhr eine gemeinsame Zwischenkundgebung mit dem von den Studentenräten der FSU Jena und der Fachhochschule Jena organisierten Demozug statt, der seinen Ausgangspunkt am Campus (Ernst-Abbe-Platz) hat. Hier wird in mehreren Redebeiträgen u.a. von dem Jenaer Historiker Prof. Dr. Manfred Weißbecker der D-Day, die Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie am 6. Juni 1944, und der Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 sowie der heutige Umgang mit den beiden Daten in den Vordergrund gerückt. Angesichts der inhaltlichen Ausrichtung der Demonstration und der beiden ersten Kundgebungen sind deren Organisatoren, die in verschiedenen Gruppen aktiv sind, in gemeinsamen Diskussionen zu der Überzeugung gelangt, dass es trotz der "Fahnen-Debatten" der letzten Jahre angebracht (bzw. vertretbar) ist, beispielsweise die Nationalfahnen der vier alliierten Siegermächte (ehemalige UdSSR, USA, Großbritannien, Frankreich) mitzuführen als Zeichen des Dankes für die Befreiung von Nationalsozialismus und als Anerkennung für die von ihnen dafür erbrachten Opfer. Gleichzeitig bitten die OrganisatorInnen, auf Nationalfahnen zu verzichten, die keinen thematischen Bezug haben.
Anschliessend an die Zwischenkundgebung werden sich gegen 15 Uhr beide Demonstrationszüge gemeinsam über Löbdergraben, Fischergasse und Stadtrodaer Strasse auf den Parkplatz an der Seidelstrasse begeben. Die hier angemeldete Kundgebung wird wiederum für eine Zwischenkundgebung beider Demozüge genutzt. Unmittelbar an dem Parkplatz liegt das Verbindungshaus der Jenaischen Burschenschaft Germania (
http://www.germania-jena.de/ ). Diese feiert - wie auch zwei weitere Burschenschaften und das Corps Saxonia Jena - im grossen Rahmen ihr 190. (bzw. 200.) Stiftungsfest (
http://www.personal.uni-jena.de/~saxoni ... est200.htm ;
http://www.teutonia-jena.de/sempro/sempro_mai.html ) Als Redner der beiden Veranstaltungen treten der Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus bzw. sein Amtsvorgänger Bernhard Vogel auf. Mittlerweile hat sogar das Corps "Saxonia" mittlerweile angekündigt, die Aktionen gegen Rechts zu unterstützen. Trotzdem werden die Stiftungsfeste mit Festkommers zum Anlass genommen, sich noch einmal intensiver mit Studentenverbindungen im Allgemeinen, ihren Traditionen und ihrer Rolle in der Gegenwart auseinanderzusetzen. Als Redner konnten der Vorsitzende des Thüringer Verbandes der VdN/BdA e.V., Prof. Dr. Ludwig Elm, und GewerkschaftsvertreterInnen gewonnen werden, die sich in jüngster Zeit mit dem Thema insbesondere im Zusammenhang mit dem jährlichen Treffen Deutscher Burschenschaften in Eisenach intensiv befasst haben. (
http://www.dgb-thueringen.de/system.php ... nid%5D=429& )
Während die studentische Demonstration danach hier mit einem Konzert ihr Ende findet, wird die Antifa-Demo über die Stadtrodaer Strasse weiter bis zum Parkplatz Am Stadion geführt und erst dort beendet. Damit soll den TeilnehmerInnen auch noch die Möglichkeit gegeben werden, an einer Kundgebung unter dem Motto "Den rechten Konsens brechen" teilzunehmen, die sich mit aktuellen rechtsextremistischen Tendenzen in der BRD und Thüringen und insbesondere dem Neonazi-Festival "Fest der Völker" auseinandersetzt (
http://www.rechten-konsens-brechen.tk/ ). Im zweiten Teil der Demonstration, der sich mit Studentenverbindungen und aktuellen neonazistischen Umtrieben befassen wird, sind auch Musik- und Lärm-Instrumente erwünscht.
Es besteht die grosse Hoffnung aller Beteiligten, durch die vielfältigen Aktionen dem geplanten Neonazitreffen offensiv entgegenzutreten und es sogar verhindern zu können.