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ENDNOTE - ...UND ICH BIN NUR WER ICH SEIN KANN

Eintragen am: 20.07.2010

ENDNOTE - ...UND ICH BIN NUR WER ICH SEIN KANN
Nachdem Endnote mit ihrer 2007 in Eigenregie veröffentlichten Debüt-EP "Neben dem Licht" schon ein gehöriges Maß an musikmedialer Zustimmung für sich verbuchen konnten, nahm man an, es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die Nordrhein-Westfalen mit einer Plattenfirma im Rücken neuen Veröffentlichungen zuwenden würden. 2010 wurde nun die Frage der Zeit beantwortet und Endnote veröffentlichen ihre erste Full-Length-Scheibe mit dem Titel "... Und ich bin nur wer ich sein kann". Gut, ein catchy Albumtitel mag anders klingen, jedoch ist es genau das, was die Jungs ausmacht: Wie auf der ersten Veröffentlichung lässt sich ihre Musik nur schwer in bestimmte Genre-Schubladen einordnen.

Würde man das versuchen, so käme dabei wahrscheinlich heraus, dass Endnote zusammen mit den Flensburgern von Escapado und den Münsteranern Todd Anderson in der immer noch recht überschaubaren Schublade des deutschsprachigen Postcore/ Screamo lägen. Denn vor allem dem Sound von Erstgenannten haben sich Endnote mit "... Und ich bin nur wer ich sein kann" noch weiter angenähert. Bevor das jetzt aber so rüberkommt, dass hier nur ein Abklatsch zu hören ist, sollte der Vergleich noch weiter ausgebaut werden: hätten Escapado einen bösen Zwillingsbruder, so wären das definitiv Endnote. Denn im Vergleich zu ihrem Debüt wird hier noch mal eine gehörig größere Portion Schwermut auf die Waage gelegt, was, gepaart mit dem komplexeren Songwriting, dazu führt, dass die Songs allesamt mehrere Anläufe brauchen, bis sich die Stimmung richtig auf den Hörer überträgt. Gut gefallen haben mir hier vor allem die Gitarrenarrangements, die deutlich mehr bieten, als stumpfe Powerchord-Attacken. Denn durch die offenen Akkorde und die teils wirklich überraschenden Melodieläufe (die manchmal stark an The Destiny Program erinnern) schaffen es die Attendorner, durchweg überzeugende Kompositionen abzuliefern. Im direkten Vergleich zu "Neben dem Licht" ist hier also nochmals eine deutliche Steigerung festzustellen. Betrachtet man die Tracklist, so stellt sich mittlerweile schon die Frage, ob einzelne Wörter als Songtitel zum Guten Ton dieser Musikrichtung gehören - vielleicht, weil so ausreichend Interpretationsspielraum für die stark metaphorischen Texte gelassen wird. Aber auch hier schaffen Endnote einen Spagat: Die fehlenden Wörter werden mit dem Song "Was man nicht versteht kann man deuten wie man will" einfach ausgeglichen. Zugegebenermaßen klingt der Titel etwas eigenartig, aber damit passt er hervorragend zum Gehörten: denn irgendwie eigenartig und befremdlich ist das schon, was allerdings keinesfalls negativ gemeint ist. Ich habe lange keine Band mehr gehört, die es geschafft hat, den Hörer mit ihrer Musik so in den Bann zu ziehen. Bei oben genanntem Titel steigert sich der Spannungsbogen bis hin zu einer dissonanten Melodie, und während die Phrasen "Ein weiterer Tag/ genauso unsinnig wie eine weitere Nacht/ ohne Schlaf" mantraartig wiederholt werden, wirkt es fast so, als würde einem jede einzelne Silbe mit dem Sargdeckel in den Kopf gehämmert werden. Es fällt jetzt schwer, gewisse Songs hervorzuheben - "... Und ich bin nur wer ich sein kann" wirkt einfach im Gesamtkontext absolut stimmig.
Ein Kritikpunkt bleibt für mich allerdings und das ist der Sound. Eine Hochglanz-Ultrafett-Produktion war von den Musikern sicherlich nicht gewollt, jedoch wirkt das Resultat stellenweise extrem rumpelig und - vor allem in "chaotischeren" Parts - fällt die Detailauflösung der einzelnen Instrumente schwer. Hier ist also noch mal ordentlich Verbesserungspotential für die nächste CD vorhanden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Endnote hier wieder ein großer Wurf und eine würdige erste Langrille gelungen ist. Fans von deutschsprachigem Hardcore im Fahrwasser von Escapado, Todd Anderson oder auch The Destiny Program werden an dieser Veröffentlichung sicherlich ihre Freude haben.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 8 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 41:19 min

Label: Ampire Records www.ampire-records.com

Band: www.myspace.com

Tracklist:

01. Schnittstelle
02. Rückläufig
03. Was Man Nicht Versteht Kann Man Deuten Wie Man Will
04. Verzweiflungstat
05. Neuronenfeuer
06. Nicht Einmal Schatten
07. Fluten Der Verschwiegenheit
08. Vertrauen Lernen

Discografie:

2010 - ...und Ich Bin Nur Wer Ich Sein Kann
2007 - Neben Dem Licht Ep