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LEMURIA - PEBBLE

Eintragen am: 22.02.2011

LEMURIA - PEBBLE
Als das mit Abstand außergewöhnlichste Signing auf Bridge 9 konnten sicht Lemuria nach ihrem Debüt "Get Better" zu Beginn des Jahres 2010 auf DEM Hardcore-Label schlechthin wiederfinden. Da konnte sich wohl Labelboss Chris Wrenn dem Indie-Trio nach deren tollen Erstling und der wunderbar melancholisch-schrulligen 7" mit Namen "Ozzy" - verständlicherweise - nicht verwehren. Die Band aus Buffalo schien auf ihren ersten Platten einfach immer das richtige Gespür für um die Ecke schielende Melodien zu haben, was Lemuria ganz locker fern ab von flachem College-Rock und billigem Pop verorten ließ. Nun ist ihre zweite LP am Start, und man fragt sich, wo die Reise auf "Pebble" wohl hingehen wird und inwiefern das Label Einfluss auf den Sound der Band hat.

Und so kann zu Beginn gleich festgestellt werden, dass bezüglich des letzten Punktes recht einfach geantwortet werden kann, und Lemuria noch immer sehr soft, verspielt schrammlich und eher introvertiert daherkommen, was so noch immer nicht annähernd den gängigen Standards auf Hardcore-Veröffentlichungen Marke Bridge9 entspricht. Aber wer hätte bei der Band auch etwas anderes erwartet. "Pebble" startet dann auch erst einmal sehr ruhig und Sheena Ozzella unterlegt ihren glasklaren Gesang mit traurig klingenden Gitarrenmelodien, während die leise stampfenden Drums von Alex Kerns ganz langsam die Intensität des nun beginnenen Longplayers ansteigen lässt. "Wise People" ist dann schon der erste Hit: bereits vorab veröffentlicht, kommt der unglaubliche Charme der Band zur Geltung, wenn Frontfrau Sheena Ozzella mit großartig arrangierten Gesangspassagen so locker über die knarzenden Bassläufe von Max Gregor den Weg in die Gehörgänge meistert, dass man nicht selten einfach nur lächeln muss über jene mehr als zurückhaltend verpackte Unverschämtheit. Das muss erst einmal nachgemacht werden, und so marschieren auch Songs wie "Pleaser", "Different Girls" und "Bloomer" so unbeschwert in Richtung Sonnenuntergang, immer mit der gewissen Portion melancholischer Verspieltheit, dass man einfach um den Finger gewickelt wird. Überaus toll ist auch das Zusammenspiel aus dem unglaublich sympathisch-wackligem, aber auch so ungemein grandios gelangweilt klingenden Gesang von Alex Kerns und den schon erwähnten Gesangskünsten auf der weiblichen Seite, was vor allem auf dem großartigem Song "Chautauqua County" zur Geltung kommt. Auf jenem Hit werden einfach mal die rollende Geradlinigkeit der frühen Beatles mit dem Collegerock der späten Weezer und dem einzigartigen Indiepop von den Pixies zu "Doolittle"-Zeiten gekreuzt und so ein melodienreiches Stück Musik aufgezogen, dass mehr als nur ein Ohrwurm ist.

Lemuria haben sich ganz klar weiter entwickelt, ihren Sound nie zu glatt wirken lassen und genügend Abwechslung reingebracht, um dem Hörer 32 wunderbar verträumte Minuten zu schenken. Den einzigen, leider nicht unerheblichen Dämpfer stellen die Lyrics dar, da Lemuria textlich sehr wenig zu bieten hat und nicht nur emotionale Themen recht karg abspeist, sondern nicht selten auch einfach nicht viel zu sagen haben. Hier gibt es noch einigen Nachholbedarf, was den Gesamteindruck der ansonsten souverän produzierten Platte aber nur minimal einschränkt.

Und so gibt es auch nach mehrmaligem Hören - mit Ausnahme der etwas zu billig daherkommenden lyrischen Ebene - rein gar nichts Negatives zu bemerken an Lemurias "Pebble". Ein großartiges Album ist dem Trio gelungen, mit allem, was zu einem bezaubernden Indiepop-Album mit leichten Punkanleihen dazugehört. Was soll man mehr sagen, Respekt an die Band, Props an Bridge9 für das gute Händchen und dem überaus wertvollen Vermögen, über den berühmten Tellerrand zu schauen. Wunderbares Zweitwerk.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 9 / 10 Punkte
Autor: KingpinRegistriert: 28.05.2004 - Verfasste Artikel: 347 - Forenposts: 757 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 32:50 min

Label: Bridge 9 Records www.bridge9.com

Band: www.lemuriapop.com

Tracklist:

01. Gravity
02. Wise People
03. Pleaser
04. Yellowstone Lady
05. Irregular
06. Ribcage
07. Different Girls
08. Bloomer
09. Durian
10. Chatuaqua County
11. The One

Discografie:

2011 - Pebble Lp
2009 - Ozzy 7"
2008 - Get Better Lp
2008 - Split W/ Off With Their Heads
2007 - The First Collection Lp
2206 - Split W/ Kind Of Like Spitting
2005 - Split W/ Frame
2004 - Demo