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NASTY - LOVE

Eintragen am: 11.03.2013

NASTY - LOVE
Beatdown, das ist zuweilen ja so ziemlich der Power Metal der Hardcore-Szene: denn wenn man hier etwas wie den Schlagring im Heuhaufen suchen muss, dann ist das Innovation. Das ist ziemlich vielen Anhängern ziemlich egal, solange die Air Max in ausreichender Höhe durch die Gegend rotieren. Und an dieser Stelle kommen dann irgendwann NASTY. Denn aus der Uniformität des Beatdowns hat das belgisch/deutsche Outfit für mich irgendwo immer herausgestochen, sei es ob der bloßen Sympathie, der rohen Brutalität oder aber der Vulgarität, die die prägnanten und erfreulich frei von häufig anzutreffenden Szene-Verfehlungen bleibenden Lyrics perfekt unterstreicht. Umso mehr freut man sich da natürlich auf den neuen, "Love" betitelten, Streich.

Was geblieben ist, ist die Würze der Kürze - gerade einmal gute zwanzig Minuten wird das Vergnügen dauern. Gut investierte zwanzig Minuten? Das Intro möchte da laut "Fick‘ dich und deine Scheiße" schreien, denn es ist so stimmungsvoll, dass es mir direkt die Gänsehaut den Rücken herunter treibt. Umso ergreifender dann der unmittelbare Übergang in "Hell on earth". Aktuell komme ich auch kaum zum Schreiben, weil ich mich permanent gegen linke und rechte Wand schmeiße… mehr Platz zum Moshen, ihr versteht. Das typische NASTY-Feeling greift sofort: prägnante One-Liner, immer wieder der Wechsel zwischen Midtempo-Verse und heftigen Breakdown-Einlagen mit Metronom im Sekundentakt. Da tut auch der gelungene Sound sein Übriges, der mir auf Anhieb bedeutend besser gefällt als auf dem Vorgänger "Give A Shit", wenn auch ich "Love" eine gewisse Überbetonung der S-Laute attestieren würde.

Nach "Fake smile" und einem ersten von zahlreichen Interludes, die mal rundfunktechnische Störgeräusche, mal die ebenso NASTY-typischen auf den Punkt passenden Filmzitate bieten, folgt mit "Scheisse" ein bereits im Vorfeld veröffentlichter Track. Hach ja, dreckig, räudig und so wütend die Realität portraitierend, dass du deinen Kommilitonen mit deren iPad das iPhone aus der verdammten Pfote schlagen willst: "Willkommen im Fernsehen, willkommen in Deutschland. Funktioniert alles super, wenn du blöd wie scheisse bist." Das ist diese Prägnanz, die NASTY können wie kein anderer.

Und so setzt es sich fort: mit dem hart beschnittenen "My brain went terribly wrong", mit dem sehr an vergangene Platten erinnernden "Slaves to the rich" oder den bereits erwähnten wirklich krass stimmigen Interludes - meine Stimmung könnte kaum besser sein. Doch was kommt dann... Clean Vocals…

… auf einem NASTY-Album?! Tja, so kann's gehen. Und zum zweiten Mal legt man den Schlagring weg und reibt sich verwundert die Augen: Craig Chaney von EVERGREEN TERRACE ist für den Clean-Gesang auf dem Titeltrack zuständig. Das Ganze klingt dann auch erfreulich wenig aufgesetzt, eher punkig und verleiht "Love" eine schicke neue Facette.

Ganz zum Höhepunkt kommt die Verwunderung dann, als "Zero tolerance" als oldschooliger Gassenhauer den Rausschmeißer gibt: "Not one inch. Zero tolerance. Always. Antifascist". Ja, verdammt! Das sind die Dinge, die wichtig sind und kaum einem nehme ich es so ab wie NASTY.

Kurzum: Was für eine coole Platte. Gerade die Tatsache, dass man seiner Schublade im Laufe des Albums immer weiter entwächst, macht "Love" für mich zu einem großen Album Highlight seit langem. Unbedingt anchecken!

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 9 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 20:40 min

Label: Beatdown Hardwear www.beatdownhardwear.com

Band: www.facebook.com

Tracklist:

01. Intro
02. Hell On Earth
03. Fake Smile
04. Skit 1
05. Scheisse
06. Look At Me And Fuck You
07. Skit 2
08. My Brain Went Terribly Wrong
09. Skit 3
10. Slaves To The Rich
11. Interlove
12. Love
13. The Power
14. Zero Tolerance

Discografie:

2013 - Love
2010 - Give A Shit
2008 - Aggression
2006 - Declaring War
2005 - The Beginning