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TRAEOS - APOLLON

Eintragen am: 15.06.2012

TRAEOS - APOLLON
TRAEOS aus Saarbrücken brauchen Zeit. Angesichts der kurzen Spieldauer ihrer EP "Apollon", erschienen bei "Ampire Records" von knapp zweiundzwanzig Minuten mag das unter Umständen abstrus klingen. Gemeint sind damit natürlich mehrere Durchläufe genau jener EP. Die Scheibe ist so spannend und komplex, dass es sich aber auch lohnt, einfach nochmal "Replay" zu drücken.

Doch der Reihe nach. TRAEOS kommen wie bereits erwähnt aus Saarbrücken und haben nun mittlerweile den vierten Silberling unter die Leute gebracht. Sie haben sich vorgenommen, nicht nur auf den vergangenen Tonträgern, sondern auch weiterhin Liedgut über die griechische Mythologie zu kreieren. Dieses Mal ist das Thema - nomen est omen - Apollon, Sohn der Leto. Diese wiederum war einst eine von Zeus‘ unzähligen Geliebten und wurde von Apollon, fortan als Gott der Reinigung und Mäßigung in den Mythen auftauchend, im Kampf gegen Python verteidigt, indem Apollon diesen erschlug. Das soll allerdings alles gewesen sein den Kontext betreffend.

Songs über mythische Themen haben letztlich immer den Hang, mit dem ausdrucksstarken Begriff "Pathos" beschrieben zu werden. Den möchte ich an dieser Stelle bewusst nicht benutzen, wenngleich gerade der vorletzte Track "Try To Break Light Into Peaces" dem sehr nahe kommt. TRAEOS spielen einen ziemlich modernen Mix aus Post-HC, Rock und Ambient. Manchmal entdecke ich auch ein wenig Metalcore, doch sind diese Momente nur von kurzer Dauer.

Der erste Track "Leader In Disguise" beginnt mit einem kratzigen Gitarrenintro, ehe der Sänger Steven in typischer Metalcore-Manier ins Mikro keift. Der etwas später einsetzende cleane Gesang komplettiert den Reigen der musikalischen Selbstvorstellung beinahe vollends. Knackige Riffs und wütendes Geschrei werden kombiniert mit abwechselnd einsetzenden Gesängen, wobei auch gleich die Gitarren spielerischer wirken.

Durch die zwei Interludes gelingt es TRAEOS stets, den roten Faden beizubehalten, so dass der Hörer durchaus das Gefühl erhält, einfach weiter am Ball zu bleiben. Ab dem zweiten Track "Ever Sea Born" verändert sich der Einsatz der Gitarren auch zusehends in Richtung Ambient. Der Gesang mutiert nun immer mehr zu einer Art Klagegesang, der schließlich von den vor Kraft strotzenden Shouts final abgelöst wird.

Meinen persönlichen Höhepunkt bildet der vorletzte Track "Try To Break Light Into Pieces", in dem das ganze Potential der Kapelle von der Saar offenbart wird. Plötzlich höre ich Momente, die zum Tanzen im Two-Step-Style einladen, bis diese jäh, aber niemals unverständlich mittels eines Breaks unterbrochen werden. Durch ein lang ausgedehntes Gitarrensolo, das schließlich in einem Hammer-Finale, unterstützt durch Synthies, mündet. Beendet wird das ganze durch - aufgepasst - ein Cello-Outro, das auch tatsächlich nur an dieser Stelle seine Berechtigung findet. Ich stelle mir in diesem Moment vor, wie die fünf Jungs das live bewerkstelligen wollen.

Einziger Kritikpunkt bleibt der letzte Track "Obsolete". Und das nicht etwa, weil er qualitativ mit den ersten Tracks nicht mithalten kann. Ganz im Gegenteil: spätestens jetzt muss ich unweigerlich an KYLESA denken. Treibende Riffs, die zum Nicken einladen, enden einfach irgendwann. Nach den letzten Sekunden habe ich als Hörer mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen über meinem Kopf schweben. Schon fertig? Wie geht's denn weiter? Ist das Eure Interpretation von Apollons Zug in den Norden? Die Scheibe wirkt so unvollendet.

Ausgestattet mit all diesen Fragezeichen möchte ich an dieser Stelle aber dennoch ein Ausrufezeichen für die fünf Saarbrückener hinterlassen: Die haben es drauf! Jeder Song für sich ist musikalisch einfach stark. Wer Interesse an intelligentem Post-HC hat, kommt an "Apollon" nicht vorbei. Einziger Makel bleibt die Stille am Ende, die wirkt, als hätte die Band von Knall auf Fall mit mir Schluß gemacht und ich soll das jetzt mal bitte so akzeptieren. Auf die weiteren Werke bin ich schon gespannt.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 8 / 10 Punkte
Autor: KaesekuchenHALRegistriert: 26.04.2012 - Verfasste Artikel: 20 - Forenposts: 37 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 21:48 min

Label: Ampire Records www.ampire-records.com

Band: www.facebook.com

Tracklist:

01. Leader In Disguise
02. Intro #e
03. Ever Sea Born
04. Try To Break Light Into Peaces
05. Intro #o
06. Obsolete

Discografie:

2008 - The Aion Drive
2010 - Mnemosyne
2011 - The Holy
2012 - Apollon