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EMMURE - SPEAKER OF THE DEAD

Eintragen am: 12.03.2011

EMMURE - SPEAKER OF THE DEAD
Mit Emmure ist das ja immer so eine Sache. Einerseits kann man den Jungs das Gespür für markerschütternden Groove und wirklich fette Arrangements nicht absprechen. Zum anderen besteht das Problem der Variabilität, denn im direkten Vergleich zum 2007er Album "Goodbye To The Gallows" plagten die letzte Veröffentlichung "Felony" doch erhebliche Probleme in Sachen Kreativität und Songgestaltung. Flatternde Hosenbeine sind nun einmal nicht alles.

Supportet von ordentlich Doppelpromotion mit der neuen Scheibe der Labelkollegen von Dr.Acula, die ja stilmäßig eine ähnliche Furche in die Musiklandschaft treiben, erscheint "Speaker Of The Dead" nun via Victory Records. Die Erwartungen sind meinerseits trotz des nicht hundertprozentig zu überzeugen wissenden Vorgängers ziemlich hoch, denn live wussten mich Emmure im letzten Jahr zu überzeugen. Also gleich die Scheibe eingelegt, die Hosenbeine mit Omas Wäscheklammern an der Wade befestigt und ab geht's.

Und so richtig überraschend ist das nicht, was da aus den Boxen kommt: dauerhaft groovendes Feuerwerk seitens Gitarre und vornehmlich Doublebass-Drum mit Bassregler auf Vollaussteuerung. Dazu ziemlich brutales, tiefes Growling, ab und an unterbrochen von Sprechgesang. So weit, so fett. Doch schon nach den ersten zwei Songs vernehme ich das bedrohlich über "Speaker Of The Dead" schwebende Damokles-Schwert der Eintönigkeit, welches ja auch durchaus seine Berechtigung hat. So breit das runtergestimmte Midtempo-Riffing auch sein mag und live zu überzeugen weiß: es verbraucht sich eben schnell. So plätschern die ersten vier Beiträge eben so dahin und es ist mir ein bisschen unverständlich, warum man gute Bridges in den Sand setzt, indem man nachher einfach mit dem selben Groove fortfährt, den man vorher schon zur Genüge breit gewalzt hat. So stellt sich die Veröffentlichung für mich recht schnell als bittere Enttäuschung dar - sicherlich konnte man mit "Felony" den eingeschlagenen Weg erahnen, die Konsequenz, mit der Emmure hier jegliche Form von Abwechslung venichten, ist aber in gewissem Maße erschreckend. Kein Vergleich zu "Goodbye To The Gallows", der zwischen Melodien und Moshparts alles bereitgehalten hat. Außerdem sollte den Jungs doch auch wohl klar sein, dass die immer wieder eingeworfenen, effektschwangeren und schrillen Gitarrendisharmonien weder Variabilität erzeugen noch das Prädikat "chaotic" im Portofolio rechtfertigen. Schade drum, denn wenigstens ein paar Lichtblicke sind dann doch dabei: "Bohemian grove" vermag es (gerade im hinteren Drittel), eine wirklich Dichte, bedrückende Atmosphäre zu schaffen, welche angenehm an Korn zu "Issues"- Zeiten erinnert. "Last words to rose" schlägt da mehr die emotionale Schiene ein, macht durch die geschickte und hörenswerte Paarung von Melodie und Groove durchweg Spaß und erinnert daran, was die Jungs eigentlich können. "A voice from below" beginnt ebenfalls mit einer gut eingängigen Melodielinie, die dann aber auch auf die halbe Songlänge ausgedehnt wird und ihr Ende in (Überraschung!) Moshpart und Downtempo-Gebolze findet. Naja.

Soundmäßig kann man erwartungsgemäß nicht viel beanstanden - die Gitarren klingen noch eine Ecke definierter als auf "Felony", tieferer Bass, prägnanteres Schlagzeug, direkterer Gesang - Loudnesswahn pur! Ist zwar bei diesem Stil nichts Schlechtes, wenn doch die Substanz dahinter stimmen würde.

Alles in allem enttäuschen Emmure meiner Meinung nach mit "Speaker Of The Dead" gehörig und verabschieden sich immer mehr von den Trademarks, die ihren Sound ausmachten. Will ich heute Musik zum Ausrasten, dann schnappe ich mir Beatdown à la In Blood We Trust, dort stören die quäkenden Gitarren nämlich auch nicht so. Will ich anspruchsvollen, chaotischen Hardcore, höre ich War From A Harlots Mouth; will ich Melodien, dann gibt's Evergreen Terrace. Irgendwo dazwischen bewegt sich "Speaker Of The Dead", mit starker Präferenz zu stumpfem Midtempo-Mosh. Live macht mir das immer noch Laune, auf Platte kann ich aber mittlerweile darauf verzichten.

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 5 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 38:13 min

Label: Victory Records www.victoryrecords.com

Band: www.myspace.com

Tracklist:

01. Children Of Cybertron
02. Area 64-66
03. Dogs Get Put Down
04. Demons With Ryu
05. Eulogy Of Giants
06. Solar Flare Homicide
07. 4 Poisons 3 Words
08. Bohemian Grove
09. Cries Of Credo
10. Last Words To Rose
11. A Voice From Below
12. Drug Dealer Friend
13. My Name Is Thanos
14. Lights Bring Salvation
15. Words Of Intulo

Discografie:

2011 - Speaker Of The Dead
2009 - Felony
2008 - The Respect Issue
2007 - Goodbye To The Gallows
2006 - The Complete Guide To Needlework Ep